Mein Beitrag heute ist durch aufmerksames Zuhören und Beobachten in den letzten Tagen entstanden. Aus Begegnungen und anregenden Gesprächen. Jeder weiß es, doch die wenigsten Menschen reden gerne darüber. Die Persönlichkeit von uns Menschen besteht nicht nur aus Licht und Sonnenschein, Liebe und Selbstliebe. Jeder der das behauptet, lebt im Nirvana. Die meisten von uns hüten eine „Kammer“. Eine Kammer, die wir wahrscheinlich lieber nicht hätten. Wir meiden es, darüber nachzudenken … hineinzusehen und wir wollen sie auch nicht betreten!
Es sind die vielen DINGE, GEDANKEN und ERLEBNISSE, die wir in dieser finsteren Kammer aufbewahren. Es ist eine mühselige Angelegenheit sich darum zu kümmern. Ein Teil von uns muss ständig Kraft und Energie opfern, um diese Kammer geschlossen zu halten. Zu schmerzvoll wäre es, ihnen wiederzubegegnen … hinzusehen … nochmals darüber nachzudenken oder zu verarbeiten. Die Gefahr scheint zu groß, dass all die Dinge in dieser Kammer uns aufs Neue verletzen und somit unser Leben durcheinander bringt.
ODER ABER ICH GLAUBE: ES KÖNNTE UNS HEILEN?
Wir wollen nicht darüber reden, dass …
Sie von den eigenen Eltern misshandelt worden ist. Sie sich nicht nackt vor den Spiegel stellen kann, weil man sich vor sich selbst ekelt. Sie will nicht darüber reden, dass sie/er sich vor Jahren aus Angst und Verzweiflung das Leben nehmen wollte. Sie redet nicht darüber, dass sie Panik überfällt, muss sie das Haus verlassen. Er sagt besser kein Wort, dass er sich zu Männern hingezogen fühlt. Sie verliert sich in ihren Fantasien, in denen sie andere Menschen verletzt aber darüber niemals redet. Sie redet nicht darüber, dass ihre Eifersucht sie beinahe auffrisst. Sie redet nicht darüber, dass sie sich nach jeder Mahlzeit die Finger in den Hals schiebt. Er würde nie darüber reden, dass er Nächte lang wach liegt und weint. Die Liste könnte noch sehr viel länger werden.
All diese Menschen sprechen nicht über ihre Kammer, die sie tief in sich, mit sehr viel Kraft, verschlossen halten. Sie reden nicht darüber, weil die ANGST vor Verurteilung viel zu groß ist! Weil sie glauben, dass das was sie denken, tun, glauben und fühlen nicht richtig ist.
Da ist sie die SCHAM, die uns immer wieder sagt „DU bist NICHT richtig … DU bist falsch, all DEINE Gedanken, DEIN Tun und Sein, sollte besser niemand herausfinden … falls doch, wird man DICH nicht mehr mögen, lieben und akzeptieren … lass diese Kammer zu, nur so bist DU liebenswert.“
Diese Stimme, die sagt „DU bist falsch“
Diese Stimme ist laut. Und die Aussage dahinter ist so schlimm, dass sie unsere Identität ins Wanken bringt. Sie kann tatsächlich lebensgefährlich sein … die Stimme der Scham. Viele Menschen tun viel dafür, um die Kammer fest zu verriegeln. Um nichts fühlen zu müssen. Verdrängen ist der bessere Weg. Es ist ein Selbsterhaltungsmechanismus, der uns enorm viel Energie und Lebensfreude stiehlt. Das Leben dadurch nur noch „gedämmt“ wahrgenommen.
Wir trauen uns nicht mehr in die Tiefe des Glücks, aus Angst irrtümlicherweise, die falsche „Kammer“ zu öffnen. Übrig bleibt ein Leben ohne richtige Freude. Ein Leben das als „es ist halt so“ hingenommen wird.
Uns Menschen wird zu viel versprochen.
Seit gut vier Jahren schreibe ich auf meinem Blog. Was hier zu finden ist, ist realistisch, oft auch von Schmerz, Leid und Angst überzogen. Es sind meine Erfahrungen. Tatsachen, die dazu beitragen sollen, anderen Frauen MUT zu spenden … man kann auch aus schlechten Erfahrungen, ein (wieder) gutes Leben kreieren. 😀
Doch es gibt da jede Menge Leute und Institutionen, die uns ein geiles Leben versprechen! Und das, ohne viel dafür tun zu müssen. Wir können alles haben und sind im Dauerglück. Und viele Menschen folgen ihnen … jahrelang. Bezahlen „XY“ und machen bloß „Z“. Besuchen sämtliche Seminare bei Leuten die keine Ahnung vom Leben haben, lesen hunderte Fachbücher und lieben alle Menschen auf Gottes Erden. Sie schweben auf einer rosa Wolke und alles ist voller Licht und Liebe. Schön.
Und dann? Es passiert etwas, was wie eigentlich ja versprochen wurde, nicht eintreten hätte dürfen. Sie fallen tief und schmerzhaft so richtig auf die Schnauze! Sie erleben Krankheit, werden verlassen, verlieren den Arbeitsplatz und der Tod macht auch keinen Stopp vor ihnen. Er erinnert, dass das Leben endlich ist. Die Welt scheint außer Kontrolle. Wo ist die rosa Blase hin, die „alles ist und bleibt gut“ Welt? War doch alles eine Lüge? Wo ist das Licht? Die Liebe? Das Glück?
Die Möglichkeiten:
Es ist genau das geschehen, was Menschen befürchten, die sich erst gar nicht auf diese „alles ist gut und bleibt gut“ Wolke setzen. Sie haben Angst vorm großen Fall, denn sie würden automatisch wieder vor einer Kammer stehen, die sie mit so viel Kraft geschlossen gehalten haben. Was machen diese Menschen? Viele Möglichkeiten gibt es nicht:
- Sie werden verbittert und zynisch.
- Sie tun so als würden sie noch immer auf einer „alles ist und bleibt gut“ Wolke sitzen.
- Sie stellen sich den Vorfällen, öffnen die Kammer und treten ein. Sie stellen sich den Aufgaben und integrieren die Gedanken, die Trauer, die Wut, die Angst, den Schmerz in ihrem Leben. Sie spüren die GANZHEIT auf total neuem Level.
Das Letztere ist genau DAS, was uns heilen wird. Sich mit dem auseinanderzusetzen, was wir im Leben, um jeden Preis verschlossen halten. Und ganz ehrlich? Die erste Möglichkeit ist eine sehr unappetitliche, die jeden Menschen sehr alt aussehen lässt! Die zweite Möglichkeit funktioniert. Aber leider nur sehr KURZ … genauso lange, bis man wieder auf der Schnauze landet oder tiefer. Ich weiß es deshalb so genau, weil ich genau in dieser zweiten Liga spielte. Danach folgte Möglichkeit eins bis ich mich sehr spät für die dritte Möglichkeit hinreißen hab lassen.
Die Lektion hinter der „Kammer“
Alles, was sich hinter unseren Kammern fest unter Verschluss halten, sind keine Monster. Es lagern keine Bomben, die unser Leben zerstören könnten. All diese Gedanken, Erlebnisse, Gefühle, Erinnerungen und Momente haben nur eine Funktion:
Es gilt herauszufinden, wie wir mit ihnen umgehen können. Wie wir ihnen die Macht über unser Leben und unser Sein entreißen können. Ich habe mich selbst getraut sie anzunehmen … ohne Gefahr. Und auch wenn wir es nicht glauben oder es vielleicht vergessen – sie alle bergen eine wertvolle Lektion in sich.
Aus WUT können wir lernen, für uns und andere einzustehen. Sie trägt jede Menge Energie für kommende Veränderungen in sich. Wir müssen sie nur annehmen. Von der grenzenlosen TRAURIGKEIT, lernen wir auch NEU zu beginnen. Wir lernen wieder neu zu lieben. Die ANGST. Sie lehrt uns, dass es Dinge gibt, die wir besser in Zukunft meiden sollten. Sie öffnet uns Ohren und Augen. Durch diese Angst ist es auch möglich zu lernen, welche Ängste sinnvoll und welche wir getrost loslassen dürfen. 😀 Letztendlich ist dann noch die SCHAM, die prinzipiell positiv ist. Denn sie hilft uns ganz persönliche Dinge zu schützen und Grenzen zu wahren! Wir können uns entscheiden Verantwortung zu übernehmen und unser Handeln zu verändern.
Und so werden wir „EINS“
Wenn wir uns entscheiden die Kammer(n) zu öffnen, werden wir uns sehr bald näher kommen und wieder mehr wir selbst werden. All die sinnlose Energie, die wir verpulvert haben, um die Tür zuzuhalten, wird frei und darf sich ungehindert in uns frei machen. Es fühlt sich gut und frei an. So wie zu Hause ankommen. Ohne Angst … so wie wir sind. ›lächel‹
Vielleicht merkst Du es ja selbst schon eine ganze Weile. Du fühlst Dich unwohl und weißt, dass sich etwas verändern sollte. Höre auf Deine Intuition und steig hinab, … öffne Deine Kammer und bring Licht, Liebe und Vertrauen in das Dunkel.
Danke Dir, dass Du mich heute gelesen hast. Ich wünsche Dir eine schöne und selbstbestimmte Zeit.
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