Gedankengänge #11

Persönliches

Meine Erfahrungen mit Frauen und warum sich irgendwie alles verändert hat:

Ich schreibe hier ja hauptsächlich für Frauen und von Frauen. Themen, die der ein oder anderen sicherlich schon ein „Ahh das kenne ich!“ herausgelockt haben. Frauen wissen wie Frauen ticken. Sie verstehen sich blind und haben auch schon alle irgendwie und irgendwann die gleichen Themen durchgemacht. Deshalb „Frauen sind meine Freunde“ …  aber nicht immer und unbedingt!

Die meisten von euch wissen ja dass ich den Sommer über in Italien lebe. Dieses Mal vom Anfang der Saison. Miterleben zu können wie eine Geisterstadt wieder zum Leben erweckt wird. 🙂 In der Anlage in der wir den Sommer über einquartiert sind, haben sich viele Österreicher einen zweiten Wohnsitz erschaffen. ICH lebe hier genauso ruhig und unspektakulär wie zu Hause, kein Aufsehen, kein Geltungsdrang, bin einfach dankbar hier sein zu können.

Achtung – sie sind da!

In der letzten Zeit hat sich viel getan, am h,auseigenen Strand wuselt es, jeder begrüsst sich überschwänglich“falsch“, erzählt sich SEHR LAUTSTARK was in den letzten Monaten nicht alles passiert ist ja und jetzt kommt`s … es wird auch sofort wieder gejammert! Kaum vier Stunden da, wird sich über alles aufgeregt was ihnen unter kommt. Und am Schönsten wäre es wenn in Italien keine Italiener leben würden. „Das wäre nämlich dann alles meins!“ war von einer  Dame zu hören, die das Ganze in einem „nobel gscherten Deutsch“ unüberhörbar rausklopfte.

Die einen wurden gebusselt, getätschelt und gescannt. Komplimente wurden hin und her geschoben, und in fast sitzender Liegeposition auf die NEUEN gewartet. Ich hatte den Kabarett – Platz in der ersten Reihe und das wirklich UNGEWOLLT! Meinen Lesestoff hab ich erst weggelegt, als ich ich ein „Jo is echt a Wahnsinn oda?“ hörte. Gerade noch wurden Komplimente ausgeteilt und im gleichen Atemzug wurde der Spiess umgedreht … natürlich war die Person, die das betraf gerade gegangen! 🙂 Ab diesem Moment hab ich versucht mich auszuklinken und begann nachzudenken … vieles war plötzlich wieder da …

Eine Wendung in meinem leben

Durch meine Erkrankungen lernte ich auf einen Schlag viele gleich Betroffene kennen. Frauen, die das selbe Schicksal teilten. Alle waren sie sehr offen und vor allem aufrichtig und ehrlich. Da gab es keine gespaltene Zungen und blöde Bemerkungen. Die Gefühle wurden offen auf den Tisch gepackt. Hörte man von einer „Hey du siehst heute echt gut aus!“ war das auch ehrlich und authentisch gemeint. Neid oder Gehässigkeit kannte man nicht. Es war so herrlich unperfekt sein zu dürfen und zu sein. Es ging auch gar nicht anders. Das Schönheit nichts mit langen Haaren, Brüsten und Narben zu tun hat musste man den Frauen in unserem Zentrum nicht sagen.

In diesem sicheren und geschützen Umfeld wurden alle Frauen nach ihren Taten, Worten und Empathie beurteilt! Das schönste Haus, die intelligentesten Kinder, der beste Job … all das spielte keine Rolle. Ich habe viele Monate mit fast den gleichen Frauen zusammengesessen. Wir alle kannten unsere Diagnosen, unsere Ängste, aber auch unsere Träume! Der Rest war nicht wichtig. DAS reichte vollkommen aus! Der gesellschaftliche Status war nebensächlich und zu dem Zeitpunkt sowas von scheiss egal.

Ich glaube dass mich diese Erfahrung auch soweit gebracht hat, nur mehr mit solchen Menschen befreundet zu sein. Menschen die tiefer gehen und nicht anfangen zu tuscheln wenn ich aufstehe. Menschen die das Wort NEID zwar kennen, aber nichts davon halten. Die mir ehrlich ins Gesicht sagen wenn ihnen etwas nicht gefällt. Aber ich frage mich schon, muss man vorher krank werden um so zu denken? Wir sind doch alle Frauen, sollten wir da nicht von Haus aus verbunden sein? Anstelle sich pausenlos das Leben zu versalzen …

Immer diese „Schicht“ Denkerei

Warum gibt es unter Frauen immer noch dieses „Schicht-Denken“? Die ist ja NUR Hausfrau, oder die braucht ja nicht arbeiten gehen weil „Goldfisch“ an der Angel oder die Kariere – Super Women, die keine Kinder mag, männerfeindlich ist und nur an sich denkt, Egoistin PUR! Kann es hierbei nicht eine friedliche Koexistenz geben? Man kann doch Menschen uneingeschränkt akzeptieren und respektieren, obwohl sie in manchen Dingen „anders“ denken und anders sind und anders leben!?

Ich habe erfahren wie jede erkrankte Frau ihre eigenen Mittel und Möglichkeiten fand, mit der gegenwärtigen Situation umzugehen. Es wurde sich auch immer gegenseitig geholfen. Während die einen ihre Zeit im GYM verbrachten, lagen andere wiederrum den ganzen Tag im Bett. Die eine lackierte sich täglich ihre Nägel und zog sich chic an, die andere schlenderte den ganzen Tag im Pyjamer rum. Andere versteckten ihre Narben und die anderen trugen sie wie ein Andenken. Es war alles okay. Es gab von niemandem blöde Bemerkungen. Kein Tuscheln und falsches „Tun“. NICHT in diesen geschützten Räumen … Die blöden Bemerkungen kamen erst wieder draussen, in der „normalen“ „falschen“ Welt … so wie es mir hier speziell wieder aufgefallen ist. 🙁

Eine Erfahrung, die ich niemanden wünsche, die MIR aber die Augen geöffnet hat!

Ich war früher eine Frau die auch mit Vorurteilen belastet war. Viel zu voreilig und schnell habe ich über Menschen geurteilt und ihnen einen „Stempel“ verpasst. Sie passten nicht in“ mein“ Schema. Wie ignorant von mir und ich schäme mich heute noch dafür! Ich weiss heute das jeder von uns seinen Rucksack zu tragen hat. Die Menschen (ich spreche jetzt von den intelligenten) tun Dinge aus bestimmten Gründen, da habe ich kein Recht darüber zu urteilen und es richtig oder falsch zu finden. (Das es sowieso nicht gibt!)

Was mir in all der Zeit aufgefallen ist und das ich hier auch unbedingt sagen möchte ist: Die Menschen, die den schwersten Rucksack zu tragen haben, sind die, denen man es nie und nimmer ansieht. Sie gehen erhobenen Hauptes durchs Leben und wollen nicht bemitleidet werden. Und diejenigen die nur mit leichtem Gepäck oder vielleicht sogar ohne Gepäck reisen, die suchen sich eines … sie suchen bis sie endlich eines gefunden haben, vollgestopft mit belanglosem Zeug … und wenn es dabei nur die Italiener sind die hier zu Hause sind, oder der Bikini der Nachbarin, der ja überhaupt nicht geht! Und dann gibts noch den „aggressiven“ Kampfhund der beiden „NEUEN“, der immer Sand in den Lift schleppt, damit sind Jürgen und ich samt Monja gemeint! 🙂

Warum ich nur die Frauen angeführt habe? Es waren nur die Ladys, die sich ausgelassen haben. Männer interessiert so etwas gar nicht, die haben solche Gedanken auch nicht, Männer sind da wesentlich neutraler.

Heute sind meine Gedanken vielleicht etwas weit her geholt, aber eines ergibt das andere und diese Zeilen sind das Resultat. Ich hoffe DU konntest mir folgen aber vor allem wünsche ich mir ein „Nicken  , denn dann weiss ich dass DU meine Meinung teilst. 🙂 DANKE.

Xo Sandra

Jetzt bist Du gefragt!

Hast Du Anregungen, Ergänzungen oder weitere Tipps für mich und andere Leserinnen? Dann freue ich mich auf Deinen Kommentar.

Ich möchte mit FrauenPunk viele Frauen erreichen und freue mich wenn Du diesen Artikel teilst und weiterempfiehlst. Ich bin Dir für jede Unterstützung dankbar!

Teile diesen Artikel mit Deinen Freundinnen …

1 Kommentar

  1. Christine

    Liebe Sandra, mal wieder sehr tolle Worte von dir. Ich muss gestehen ich habe früher dieses „Schubladen“ denken auch gehabt. Mittlerweile habe ich auch umgedacht. Nach einigen Schicksalsschlägen und Erfahrungen die ich lieber nicht gemacht hätte. Vielleicht müssen wir ja alle erst unsere Erfahrungen sammeln um reifen und umdenken zu können.
    Vielen Dank für den Beitrag
    Liebe Grüße
    Christine

    Antworten

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert