Gefühle sind keine Entschuldigung wert

Persönliches, Seelenleben

Ein „Danke“ ist oft viel kraftvoller als ein „Es tut mir leid“.

Vor geraumer Zeit saß ich wieder in meiner Therapiesitzung, als meine Therapeutin mir diese eine Frage stellte:
„Warum entschuldigen Sie sich eigentlich immer, wenn Sie Gefühle zeigen? Wenn Sie weinen? Wenn Wut in ihnen hochkommt oder sie Angst verspüren?“

Die Frage passte. Ich dachte nach, war ein bisschen betreten, und gleichzeitig schluckte ich. Weil es stimmt. Dieses „Tut mir leid …“ kommt mir öfter über die Lippen, als mir bewusst ist. Tränen laufen – und sofort der Reflex: Entschuldigung. Als ob ich gerade etwas falsch gemacht hätte.

Und genau da sehe ich das Problem: Wir behandeln unsere Gefühle oft so, als wären sie ein Fehler.
Wir entschuldigen uns für Tränen, für Traurigkeit, für Erschöpfung, für Angst, für Wut. Als ob wir nicht mehr liebenswert wären, wenn wir sie zeigen. Als ob nur die „starke Version“ von uns gültig ist.

Aber warum eigentlich?

Vielleicht, weil viele von uns so erzogen wurden: brav, angepasst, nicht auffallen, andere an erste Stelle setzen. Gefühle? Ja, aber bitte nur die angenehmen, freundlichen. Und so haben wir gelernt, dass es besser ist, sich zu rechtfertigen oder gleich zu entschuldigen, wenn man Schwäche zeigt.

Ich erwische mich oft dabei – vielleicht kennst du das auch – dass ich mich nicht nur für Tränen entschuldige, sondern sogar für meine Bedürfnisse. „Entschuldigung … könnten Sie mir helfen?“ Warum sage ich nicht einfach: „Hallo, können Sie mir helfen?“ Es gibt Menschen, die sind dafür da, einem Auskunft zu geben und zu helfen wenn wir etwas nicht finden oder weiterwissen! Dieses kleine Wörtchen macht mich, dich, uns,  automatisch klein.

Die Wahrheit ist: Gefühle zu zeigen ist kein Fehler. Es ist ein menschliches Grundrecht. Und doch entschuldigen wir uns, als würden wir damit jemandem eine Last aufbürden.

Meine wunderbare Therapeutin hat mir einen Satz mitgegeben, den ich seitdem im Kopf trage:
„Sagen Sie nicht Entschuldigung. Sagen Sie Danke.“

Danke, dass ich diesen Moment gerade rauslassen darf.
Danke, dass jemand zuhört.
Danke, dass ich meine Emotionen nicht alleine tragen muss.

Dieses kleine „Danke“ verändert alles! Es verwandelt Scham in Wertschätzung. Es macht aus Tränen keine Schwäche, sondern Verbindung. Ein herzliches gemeinsames Lachen oder ein stilles Miteinander-Weinen sagt oft mehr als tausend Worte.

Und genau daran arbeite ich gerade (wiedermal): nicht länger meine Gefühle glattzubügeln, sondern sie zuzulassen. Sie zu benennen. Und dafür dankbar zu sein, dass sie da sind. Auch wenn sie mich nicht immer happy machen. Denn sie sind keine Schwäche – sie sind Leben!

Gefühle brauchen keine Entschuldigung. Sie brauchen Raum. Und Menschen, die sie aushalten. 

Vielleicht denkst du – so wie ich, das nächste Mal, wenn dir ein „Tut mir leid“  oder ein „sorry“, auf der Zunge liegt, einfach: DANKE.
Danke, dass ich fühlen darf.
Danke, dass ich das auch zeigen kann.

Und vielleicht verändert genau das ein kleines Stück in uns – und in unserem Gegenüber. 🙂
DANKE, dass du mich gelesen hast!

Xo Sandra

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