Depression und Hoffnung, für Betroffene passt das meist nicht zusammen. Man kann nicht an die Tatsache glauben, dass sich irgendwann, irgendetwas verändern würde. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass neben all den vielen schwierigen Symptomen, die bei einer Depression auftreten, der Verlust der Hoffnung ganz besonders schwerwiegend sein kann. Aber trotz all dem, es gibt ihn, diesen Hoffnungsschimmer am Horizont. Ein Erfahrungsbericht.
Es ist schon eine Weile her, als ich das letzte Mal über seelische Gesundheit geschrieben habe. Wahrscheinlich liegt das daran, weil es mir endlich wieder gut geht? Ich bin raus, raus und ausgestiegen aus der endlos langen Antriebslosigkeit. Der Emotionslosigkeit und dem massiven Rückzug aus dem sozialen Alltag. Um nur einige „Nebenerscheinungen“ zu erwähnen. Wunden bleiben, soviel muss gesagt sein. Es gibt immer wieder mal Tage, die sich wie damals anfühlen. Ich fühle mich dann in der „Ruhe“ wohler und bin für niemanden zu haben. Aber das sind Peanuts im Vergleich zu den vergangenen vielen Jahren. Es sind kurze Breaks, die ich dann durchwandere und ich weiß, wie ich damit umgehen muss. Auch wenn ich mich nicht gerne an diese Zeit erinnere, ist es mir WICHTIG darüber zu schreiben. Ein Beitrag für Betroffene.
Die Hoffnung fehlt oft, um weiterzukämpfen
Vielleicht weißt Du jetzt genau WAS ich meine, wenn ich sage „Es gibt keine Hoffnung, deswegen gebe ich auf …“. ZWEIFEL, sie sind bei einer Depression unsere größten Feinde! Warum sich aufraffen, etwas zu tun, das einem helfen könnte? Selbst ist man ja überzeugt, dass einem NICHT mehr zu helfen ist.
ICH sah einfach kein Licht am Ende des Weges. Für mich machte nichts mehr Sinn. Also wozu kämpfen, wenn es sinnlos scheint und keine Hoffnung greifbar ist?
Jahre danach weiß ich eines ganz genau. Depressionen lügen! Sie gaukeln uns Hoffnungslosigkeit vor! Ja, momentan mag unsere Lage aussichtslos aussehen. Aber WAS macht uns so sicher, dass es in der Zukunft genauso aussehen wird? Die ehrliche Antwort lautet: Wir wissen es nicht. Es ist eine reine Vermutung. Habe ich recht?
Wenn wir uns einen Film ansehen, wissen wir ja auch nicht, wie sich die Geschichte entwickelt und ausgehen wird. Ich will damit sagen, DU musst Dir eine Chance geben. Die Hoffnung ist immer und für alle da. Du musst sie nur einladen und wieder in Dein Denken integrieren. Es möglich ist, das habe ich ja selbst erlebt. 😀
Meine damalige, scheinbar nicht mehr zu ändernde Zukunftsperspektive machte mich bewegungsunfähig. Meine Gedanken und meine Verfassung redeten mir ein, dass ich mein Leben lang in dieser Krankheit stecken bleiben müsse. Außerdem, was könnte ich schon verändern, so antriebslos und müde wie ich war. Die negativen Gedanken wurden immer mehr und eine große Wolke der Perspektivlosigkeit hing über mir, so wie viele andere Symptome.
Diese Gedanken verhindern aktiv zu werden
Wer diese Gedanken und Gefühle kennt weiß, dass man in einer Passivität feststeckt, ganz ohne Hoffnung! Passivität verstärkt das Gefühl der Hoffnungslosigkeit. Im Kopf finden ausschließlich negative Selbstdialoge satt. Und niemand auf der Welt tut Dinge, die er für sinnlos hält, oder? Es kann und darf aber auch anders laufen.
Bei mir war es ein kleiner Funke Überlebenswille, der mir sagte, dass mich diese Krankheit NICHT kleinkriegen wird. Es dauerte lange und auch mehrere Monate, bis ich Hilfe von Außen annahm. Für mich war es kein einfacher Weg! Er war gepflastert von Scham und unzähligen Ängsten obendrauf und er ist auch bis heute nicht zu Ende. Wie eingangs schon erwähnt, gibt es immer wieder mal kleine Episoden. Aber heute habe ich Zugriff auf alles Erlernte. Meine neuen Denkweisen helfen und sind wahre Unterstützer in schwierigeren Momenten. Die tonnenschwere Last auf meinen Schultern nahm ab und ganz langsam sah ich auch dieses viel umschriebene „LICHT“ wieder. ›lächel‹
Mit den kurzen Einblicken in meine Vergangenheit und meiner Depression möchte ich Dir diese HOFFNUNG schenken, aufzustehen und an eine gute Zukunft zu glauben UND daran zu arbeiten! Ich möchte Dir meinen Weg und meine Tipps, die ich gleich für Dich niederschreiben werde, weitergeben. Ich wäre damals sehr dankbar gewesen, klar formulierte Informationen zu bekommen. Vielleicht kannst Du sie für Dich nutzen, ich wünsche es Dir.
Es gibt Wege aus der Depression
Hast Du schon alle Möglichkeiten ausgeschöpft? Verschieden Hilfsangebote versucht? Denn meistens sind die ersten Anläufe nicht so toll. Ich hatte einen richtigen Verschleiß an Therapeuten. Keiner fühlte sich GUT an. Schon da gab ich mir sofort wieder selbst die Schuld. Lass Dir aber bitte gesagt sein: DU BIST NICHT SCHULD. Und Du hast das Recht, solange zu wechseln, bis es sich für Dich RICHTIG anfühlt. Selbst wenn Du Therapeuten gestellt bekommst, darfst Du wechseln, schließlich sind es diese Menschen, die uns ein Stück weit begleiten werden und das sollte sich auch GUT anfühlen.
Es gibt auch sehr viele Therapieformen und Techniken, um eine Depression stillzulegen. Es braucht auch manchmal Monate, um die richtigen Medikamente gefunden sind. Ich brauchte einige Anläufe, um für mich die richtigen Therapiemethoden, die richtige Klinik und Medikamente gefunden zu haben. Wichtig dabei – nicht aufgeben. Geduldig sein. Es gibt diesen Weg, der aus der Depression führt!
- Nutze die Natur und gehe raus! Ich hatte die Augen verdreht, als mein Arzt mir damals genau das als Erstes mehr oder weniger „verschrieben“ hat. Ich fühlte mich im Außen ausgeliefert und hatte Angst … vor allem. Aber er hatte so recht gehabt. #dankbarbin Ich glaube, es waren zuerst nur maximal 15 Minuten, die ich anfangs draußen bewusst verbrachte. Ich beobachtete und füllte meine Lunge mit frischer Luft. Danach ging ich wieder nach Hause und war stolz, diese scheinbar unüberwindbare Aufgabe gemeistert zu haben!
- Dankbarkeit wieder lernen und fühlen. Es war die Zeit, in der ich wieder begann, sehr viel zu schreiben. Meine Gefühle zu Papier zu bringen, half mir dabei, mich besser zu fühlen. Es waren die winzig kleinen Dinge am Tag, für die ich froh war, dass ich sie überhaupt wahrnahm. Es waren die 2, 3 Stunden am Tag, in denen es mir besser ging. Oder wenn ich es geschafft habe, mich bei jemanden kurz zu melden, mir der Apfel geschmeckt hat … solche Dinge … Kleinigkeiten eben.
- Die guten Momente (wieder) finden. Ja, in die GUTE Vergangenheit eintauchen ist hilfreiche und hebt die Stimmung. Dieses TUN bringt Dir die Erinnerung zurück, dass Du schöne Momente in Deinem Leben hattest! Es soll zeigen, dass es nach jedem Wolkenbruch auch wieder Sonne gibt … einen Regenbogen und HOFFNUNG. Du kannst wieder gesund werden, gib Dir die Zeit!
- Besondere Augenblicke, mit allen Sinnen (genießen). Diese Methode habe ich sehr lange belächelt als sie mir bei meiner Therapie vorgeschlagen wurde. Probier es aus und entscheide, wie es für Dich passt. Mit der Zeit wurde es für mich ein nicht mehr wegzudenkendes Ritual – bis heute.
Hast Du eine Banane, einen Apfel oder eine Orange zur Hand? Schäle oder schneide sie auf. Nimm ein Stück in den Mund und schmecke ganz bewusst die Süße oder Säure. Konzentriere Dich auf den Geschmack, den Geruch der Frucht, die Du isst. Diese Ablenkung verhindert schlechte Gedanken. Sie verbessert Deine Befindlichkeit und hilft Dir, Deine Sinne wieder zu schärfen!
Diese kleinen Tipps, ersetzen keinen Therapeuten, aber sie verbessern das allgemeine Befinden. Und diese Tipps habe ich aus meinen therapeutischen Sitzungen mitnehmen dürfen. Für mich waren es die ersten „Gehversuche“ raus aus der Krankheit!
Wie geht’s mir heute?
Meine Diagnose war eine „mittelschwere bis schwere“ Depression. Zudem wurde eine komplexe PTBS (Posttraumatische Belastungsstörung) diagnostiziert. Meine Depression ist nun zehn Jahre her. Ich habe viele psychosomatische Rehas hinter mich gebracht. Viele Therapiesitzungen ausgesessen. Viel an mir gearbeitet. Mein Umfeld „gesäubert“. Losgelassen! Mein Leben dadurch NEU sortieren können, um letztendlich so zu leben, wie es jetzt ist. Nämlich wieder LEBENSWERT!
Gib die Hoffnung nicht auf! Ganz egal wie schlimm es sich gerade bei DIR anfühlt, vergiss nicht und glaube daran, dass es wieder aufwärts geht! HOFFNUNG. Das Schlüsselwort. Auch wenn Du sie (im Moment) nicht greifen kannst … sie wartet versteckt auf Dich. Sie wird Dir helfen, weiter nach vorne zu blicken. Sie wird Dir die Kraft schenken, die Du brauchst, Dir externe Hilfe zu holen. #umarmung
Eine Depression ist wie eine Frau in Schwarz. Wenn sie auftaucht, sieh ihr in die Augen. Lade sie ein, behandle sie wie einen Gast und höre zu, was sie Dir sagen möchte.
Karl Gustav Jung
Ich wünsche Dir die Zuversicht, Kraft und das Vertrauen in Dich selbst, dass DU es schaffst, die Zweifel zu umgehen, die Dich während einer Depression mit Sicherheit besuchen. Depression ist heilbar, auch wenn kleine Narben bleiben werden.
Wenn Du Deine Erfahrungen mit mir oder uns teilen möchtest, lasse Deine Gedanken gerne da.
Von Herzen alles Liebe und bis ganz bald.
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