Die Schweigsamkeit oder „Sag doch mal was…“

Seelenleben

„Erzähl doch mal ein wenig …“, „Was denkst du gerade?“. Vielleicht sind Dir solche Aussagen ja bekannt. Ganz bestimmt wirst Du sie kennen, wenn Du ein schweigsames Persönchen bist. Ich bin der Meinung, dass stille Menschen nicht zum Reden gezwungen werden sollten. Es wird auch nicht wirklich funktionieren. Ruhige Menschen überlegen sich ganz genau, welche Gedanken sie äußern und an wen sie diese richten. Meinen Beitrag heute möchte ich allen „stilleren“ Seelen widmen – weil es  manchmal ganz schön anstrengend ist zu entsprechen. ›zwinker‹

Nicht viel zu sprechen spielt in unserer Gesellschaft eine ganz eigene Rolle. Die Mehrheit der Menschen haben ohnehin verlernt, die Stille zu genießen und wissen auch gar nicht, wie schön es sein kann, mal nichts zu sagen und genüsslich zu schweigen. Und dann gibt es diejenigen, die als Zweitnamen „die Schweigsame, die Stille oder die Ruhige“ haben und die überhaupt kein Problem damit haben, mal nichts zu sagen.

Für außenstehende Menschen wirkt diese Eigenschaft manchmal sehr befremdlich und – die Erfahrung mache ich persönlich immer wieder einmal – irgendwie abgehoben. „Man muss doch auch mal was sagen und kann nicht immer nur denken?“ Werde ich auch ab und zu gefragt. Tatsächlich? Muss man das? Dass ich im Berufsleben nicht nur schweigsam sein kann, ist klar, doch in meinem Privatleben ist meine Sache.

Nicht reden, verunsichert

Nicht sofort zu sagen, was man denkt, verunsichert viele Menschen! Und oft wird mit der Schweigsamkeit eines Menschen auch gleich ein wenig „Verrücktheit“ in Verbindung gebracht. Warum – diese Frage konnte mir noch niemand beantworten. In Wahrheit sollte aber niemand davon ausgehen, dass jemand verrückt oder unberechenbar ist, nur weil er stiller ist als das Umfeld.

Mir sind in meinem Leben viele „Laute“ und noch mehr „Vielsprecher“ begegnet, die aggressiv und sehr wirre ungesunde Gedanken in sich trugen! Dementsprechend ist das keine oder eine falsche Messlatte, die Menschen da auf die „Stillen“ legen. Man sollte keinen Menschen zum Reden drängen. Menschen, die lieber schweigen, überlegen sich ganz genau, welche Gedanken sie äußern und welche nicht. Hinter jedem Wort steckt eine Entscheidung und diese sollte uns niemand abnehmen.

Die Gesellschaft hat einen … wie nenne ich es … „Überschuss“ an Worten und inhaltslosen Gesprächen. So viele Aussagen und Gespräche sind sinnlos und überflüssig! Gerade in der westlichen Gesellschaft ist es sehr willkommen, wenn viel geredet wird. Manchmal hat es für mich den Anschein, es ist besser etwas Falsches zu sagen, als nichts zu sagen. Dass wir so die sogenannten „Dummquatscher“ und „Selbstdarsteller“ fördern, ist leider ein nicht so schöner Nebeneffekt.

Also sollte man die „Stillen“ nicht noch provozieren, indem man sie mit Sätzen bedrängt wie: „Na jetzt sag halt mal was … was gibt es denn Neues?“ Ist man als ruhiger introvertierter Mensch umgeben mit „Vielrednern“ kann das sehr anstrengend und auch unangenehm sein oder werden. Ich kenne das nur zu gut! Für mich ist einfach drauflos quatschen purer Stress. ICH zum Beispiel brauche Themen, … Anhaltspunkte, … in welche Richtung soll das Gespräch gehen UND ganz wichtig: Interessiert mich die Thematik überhaupt.

Aber wann gehen die „Stillen“ aus sich heraus?

Tja, ich glaube, ich kann jetzt für viele da draußen diese Frage zufriedenstellend beantworten. (Hoffe ich jedenfalls) Ich kann auf jeden Fall sagen, dass tiefgehende Gespräche glücklicher machen, als jeglicher Small Talk. Um zu gehaltvollen Themen vorzustoßen, müssen Menschen einander erst mal kennenlernen:

  • Liegt mir derjenige?
  • Kann ich ihm auch vertrauen?
  • Wie tickt der andere?
  • Gibt es Gemeinsamkeiten?
  • Gibt es gleiche Interessen?

Sind diese Hürden erstmal klargemacht, ist der Weg ein freier. Und zwar für genau die Art von Gesprächen, die stille und zurückhaltende Menschen mögen. 😀

Ein Beispiel, das schon mehrere Jahre zurückliegt:

Ich musste beruflich auf einer Veranstaltung erscheinen, die mir absolut nicht lag. Manche Dinge konnte ich mir eben nicht aussuchen. Begrüßung … lautes Stimmengewirr … angeregt plaudernde Gruppen standen verstreut auf dieser Veranstaltung. Irgendwie kannten sich alle. Nur ich kannte kaum jemanden. Ich sollte ins Gespräch kommen aber ich fühlte mich so unbehaglich  und stellte mich peinlich berührt an den Rand einer kleinen Gruppe. „Komm ins Gespräch …“, sagte ich mir immer wieder. Ich lächelte unnatürlich und automatisch. Nahm dankend ein Getränk vom Tablett und dachte mir – zu mindestens haben meine Hände jetzt etwas zu spielen. Ich lauschte den angeregten Gesprächen und mir wurde klar: ICH HAB HIER NICHTS VERLOREN! Sich in irgendein Gespräch einbringen geht mit Sicherheit schief. Ich blieb bei meiner „Zuhörerrolle“ und meinem aufgesetzten Lächeln. Small Talk war schon damals nichts für mich, denn er ist nur Mittel zum Zweck und dafür wurde ich nicht bezahlt und war darin auch richtig schlecht. Mein Gedanke damals: Ich will nichts kaputt machen, was andere gerade aufbauen. ›lächel‹.

Heute führe ich ein selbstbestimmtes Leben und kann mir daher solche Veranstaltungen schenken.:D Ich darf mir zu 90 % meine Gesprächspartner aussuchen und kann mein persönliches „stilles“ Dasein genießen.

Fazit:

Man darf den Charakter eines Menschen nicht nach seinem Mitteilungsbedürfnis beurteilen. Stille Menschen haben dieselben Schwächen und Stärken, wie jeder andere auch. Manches ist gut, … manches wäre ausbaufähig. Es sollte nach Taten beurteilt werden. Vorurteile der Stille wegen sind absolut fehl am Platz.

Gut möglich, dass stille Menschen ohne Vorinformation und Einblick, auf ihre Mitmenschen etwas Unsicherheit auslösen. Es ist einfach schwieriger, jemanden einzuschätzen, der nicht sofort von sich etwas preisgibt und auf Anhieb von sich erzählt! Also lassen wir die Stillen so sein wie sie sind, denn sie haben keinen „Schalter“, den man einfach anknipsen kann. ›lach‹.

Zu welcher Gruppe würdest DU DICH hinzugesellen?
Gruppe „Still & zurückhaltend“ … oder Team „Plaudertasche“?

Ich wünsche Dir IMMER die richtigen Gesprächspartner, die Dich und Dein SEIN inspirieren.

Xo Sandra

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1 Kommentar

  1. Maike Guttau-Klammt

    Moin … alles hat oft zwei Seiten, schön das übers Plaudern, mal geplaudert wird.

    Belangloses mag nerven und manchmal einfach auch erfüllend sein. Oft wurde ich vor lauten Menschen gewarnt und war selber laut, oft war ich voll von Meinungen und manchmal hat ich keine … Aber dann wollte ich auch keine!!!! und wenn sie von außen kamen, mied ich sie. Ja, ich freue mich, daß Toleranz des Momentes gerne durch solche Aspekte weitergegeben werden. Es ist nie nur das eine, aber die Stabilität der Sprache darf auch gerne in der Nichtsprache veräußert sein. Die Natur ist nie nur still, manchmal sehr eintönig, selten schrill, aber in der Dringlichkeit, u.a. beim Gewitter, Vulkanausbruch,sonst eher sehr auf sich in gegenseitig hörend … Thx for it 🙂

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