Das grünere Gras: Die Geschichte von Buddha und Mara …
Heute habe ich für Dich eine buddhistische Geschichte ausgesucht. Sie handelt von Mara, der all das verkörpert was uns leiden lässt. Buddha – ein Wesen, das aus eigener Kraft die Reinheit und Vollkommenheit seines Geistes erreicht und somit eine unendliche Entfaltung aller in ihm vorhandenen Stärken erlangt. Eine Geschichte, die ich von einem Herzmenschen bekommen habe und heute mit Dir teilen möchte!
Viel Spaß und Einsicht beim Lesen …
Der Buddha hielt sich zu einem Einzelretreat in einer Höhe auf. Sein Assistent und Schüler, der ehrwürdige Ananda, ging in dieser Zeit Almosen sammeln und teilte nach seiner Rückkehr die Gaben zur Hälfte mit dem Buddha. Eines Morgens meditierte der Buddha in der Höhle, der ehrwürdige Ananda saß davor und sah jemanden näher kommen. Ananda ahnte, dass es jemand Bekanntes war. Es war Mara!
Ananda wollte sich verstecken, sodass Mara niemanden sehen und Buddha in der Hölle auch nicht stören würde. Doch es war zu spät. Mara stieg zu Ananda hoch und fragte: „Ehrwürdiger Ananda, ist dein Lehrer da?“ Ananda wollte lügen und sagen: „Nein, der Buddha ist nicht da. Er ist nach … gegangen zu einem Treffen, einer Konferenz oder dergleichen.“ Doch zu lügen gehört sich nicht für einen Mönch, also erwiderte er schließlich: „Warum fragst du?“
Mara sagte „Ich möchte den Buddha besuchen.“ Ananda entgegnete erzürnt „Verschwinde! Du bist kein Freund des Buddha. Du bist sein Feind. Erinnerst du dich nicht, wie du versucht hast, den Buddha vom Erwachen unter dem Body-Baum abzuhalten, und dann von ihm vernichtend besiegt wurdest? Der Buddha will dich nicht sehen.“
Als Mara dies hörte, begann er zu lachen: „Haha, tatsächlich? Dein Buddha hat Feinde? Ich dachte, er habe gesagt, er habe keine Feinde. Und jetzt hat er plötzlich welche? Ananda fühlte sich in der Klemme. Also ging er in die Höhe und fragte Buddha, ob er Mara treffen wolle. Er hoffte Buddha würde verneinen. Doch als der Buddha hörte, wer draußen auf ihn wartete, sagte er „Mara? Lass ihn herein.“ Ananda war sehr enttäuscht, doch er kam seiner Pflicht nach und ließ Mara eintreten.
Als Mara die Höhe betrat, stand der Buddha auf und hieß ihn willkommen wie einen Edelmann. Er lud Mara ein, in einer besonderen Ecke Platz zu nehmen und bat Ananda, Mara Tee und Wasser zu servieren. Ananada war frustriert. Für den Buddha hätte er gern 200 mal am Tag Tee gebracht, aber nicht für Mara. Doch er ging hinaus, brachte Tee für Mara und hoffte, die beiden würden sich nicht lange unterhalten. Doch die Unterhaltung sollte sehr lange dauern …
Die beiden sprachen wie beste Freunde miteinander. Buddha fragte Mara „Wie ist es dir ergangen und wie geht es dir?“ Mara erwiderte „Nicht so gut.“ “ Was ist passiert?“ fragte Buddha. Mara erzählte:
„Meine Schüler hören mir nicht mehr zu. Früher taten sie immer alles was ich ihnen sagte, doch neuerdings rebellieren sie. Meine Generäle, Soldaten und Schüler wollen Achtsamkeit, Gehmeditation und Essen in Stille üben. Sie wollen die Erde retten. Ich weiß nicht mehr, wie ich sie erreichen kann. Buddha … ich bin soo müde Mara sein zu müssen, ich möchte jemand anderer sein! Es ist wahrlich nicht leicht Mara zu sein. Es bedeutet alles andere als Party, Spiel und Spaß.“
Der Buddha lachte. „Glaubst du, es ist ein großer Spaß der Buddha zu sein? Weißt du, dass Menschen behaupten, ich hätte etwas gesagt, was ich in Wirklichkeit nie gesagt habe? Sie tun Dinge, zu denen ich sie NIEMALS ermutigt habe, doch sie behaupten, ich hätte sie dazu angestiftet. Ich habe meine hohe Position und mein Ansehen zurückgelassen. Ich habe den Thron aufgegeben, habe meine wundervolle Frau und unser Kind verlassen, auf zukünftige Kinder und Reichtum verzichtet, um Befreiung zu erlangen.“
„Doch jetzt kommen Menschen zum Tempel, um zu beten, und bitten um all die Dinge, auf die ich verzichtet habe! Sie bitten nicht um Frieden oder Glück, sie bitten um viel Geld oder Macht oder um gute Prüfungsergebnisse für ihre Kinder. Sie fertigen Statuen von mir an und kleben all ihr Gold an meinen Körper. Wenn sie meinen Geburtstag feiern, verfrachten sie meine Statue auf einen Wagen und fahren mit mir gedankenlos durch die Stadt, währen mein Körper von Seite zu Seite schwankt. DAS WOLLTE ICH NIE!“
„Also glaube nicht, Buddha zu sein, sei das große Glück. Wollen wir tauschen?“ Ananda fürchtete, Mara würde zustimmen, doch glücklicherweise tat er dies nicht. Dann sagte der Buddha „Mara, du tust deine Arbeit. Tu sie, so gut du kannst. ich erledige meinen Job. Nichts auf der Welt ist immer einfach. Ich weiß, Mara zu sein ist sehr schwer. Doch auch der Buddha zu sein ist nicht einfach. Jeder von uns muss seine Rolle mit ganzem Herzen ausfüllen.“
Jedes Leben hat seine eigenen Herausforderungen und Wagnisse. Wir können ihnen mit mehr Geschick begegnen, wenn wir keine Zeit und Energie darauf vergeuden, einen zweiten Pfeil auf uns selbst abzuschießen, indem wir zum Beispiel den Glauben in uns nähren, das Gras im Garten unseres Nachbarn wäre viel grüner als das in unserem eigenen …
Von Thich Nhat Hanh, Zen-Meister aus Vietnam
Nun es ist wieder mal alles gesagt und wir sollten ALLE in unserem eigenen Garten bleiben und graben und versuchen das Schönste daraus zu machen.
Schön, daß Du da warst … heute mit einem Namaste zum Abschied. 😀
Alles Liebe.
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