Die Arbeit, unsere Psyche und die Angestellte von heute bedeutet:
im besten Fall – enttäuscht und schicksalsergeben.
Im zweitbesten Fall – genervt, grantig und müde.
Im schlimmsten Fall – erschöpft, hoffnungslos und depressiv.
Manche könnten sich jetzt denken, es ist eine dramatische Übertreibung von mir. ICH finde, es ist eine realistische Darstellung unserer Arbeitswelt von heute! Inklusive meiner ganz eigenen Erfahrungen und ganz vielen Gesprächen mit anderen zum Thema Arbeit & Psyche. Auch wenn es viele Angestellte gibt, die mit sich und Ihrer Arbeitssituation im Reinen sind.
Meine Sicht der Dinge
Ich finde wir leben in einer „kranken“ Jobwelt in der nur eines wichtig ist:
- Druck
- Effizienz
- Leistung
Arbeiten bis zur Selbstaufgabe. Die Menschlichkeit wird dabei gerne an der Garderobe abgegeben. Die Spielregeln und „Spieler“ in den Firmen sind meistens klar aufgestellt:
- Schleimer
- Blender
- Bücklinge und trainierte Mitläufer
Diese Gattung steigt auf der Karriereleiter schneller hoch. Die sensiblen Freigeister und „gegen den Strom Schwimmer“ bekommen eine auf die Schnauze und das Ding mit der Karriere können sie auch vergessen! Ich habe in meinen vielen Berufsjahren erlebt, wie aufrichtige, selbstbewusste Frauen und Männer zu feigen Duckenten wurden. Die Angestellten sind zu reinen „Befehlsempfängern“ mutiert und werden behandelt wie anderes Gut eines Unternehmens. Sie werden verwendet, für die Ziele des Unternehmens. Kurz gesagt, der perfekte Traum für alle Chefs und Firmenleiter dieser Zeit, deren inoffizielle Firmenphilosophie Ausbeutung und Angst ist.
Dazu stelle ich mir zwei Fragen
Können wir in so einer Arbeitswelt als sensibler, nachdenklicher und hinterfragender Mensch überhaupt psychisch fit bleiben?
Meine Antwort darauf ist:
Es ist schwer bis kaum möglich. Beiträge und Studien berichten darüber das jeder Vierte durch seine Arbeit psychisch krank wird. Ehrlich gesagt wundert mich das auch nicht. Ich muss dazu jedoch sagen, dass eine psychische Erkrankung nie ausschließlich mit dem Arbeitsplatz zu tun hat. Aber die Bedingungen können mit großer Sicherheit dazu beitragen.
“ Wenn du nicht dein Leben führst, dass du geplant hast, wird sich dein Körper irgendwann heftig dazu melden! Mit allen bekannten Folgen …“
Dieser Satz ist immer noch in meinem Kopf und er stimmt auf jeden Fall.
Und können wir nach einer längeren Auszeit, notwendig durch eine Depression oder Angsterkrankung, einfach so weitermachen wie vorher? Oder wird eine Änderung im Leben fällig?
Meine persönliche Antwort:
Ich glaube, es ist eine der schwierigsten Fragen im Leben. Es ist ein Prozess der mir am meisten Angst eingebracht hat. Nur ca. 10 % aller Menschen, die schon mal eine Ausfallzeit wegen einer psychischen Krankheit hinter sich hatten, arbeiten noch in regulären Voll- oder Teilzeit Jobs.
Eine Zahl die mich erschreckt. Es scheint also jede Menge Jobs zu geben, die Menschen psychisch krank machen. Leider aber kaum Arbeitsplätze, an denen genau diese Menschen danach und später noch „gewollt und gebraucht“ werden!
Das Leben muss weitergehen
Nun wenn ich es nicht selber erlebt hätte, würde ich es wahrscheinlich gar nicht glauben. Du denkst, Dein Vorgesetzter müsste an Deiner (psychischen) Gesundheit interessiert sein. Aber letztendlich bist und bleibst Du nur ein kleines Rädchen in einem großen Getriebe. Bist Du verschließen, wirst Du ausgetauscht, so schnell kannst Du gar nicht denken.
Ja und die Menschen, die nach Ihrer unfreiwilligen krankheitsbedingten Auszeit wieder zurückkehren (dürfen), stehen automatisch am schwarzen Brett.
Kann man diesen Menschen eine Verantwortung übergeben?
Sind sie verlässlich und wie belastbar?
Sie sind für die Firma ein großer Risikofaktor. Nichts wird so sein wie vorher. Das ist einfach so. Wir leben nun mal in einer leistungsorientierten Arbeitswelt. Und die ist für Menschen mit psychischen Erkrankungen Gift.
Nun was tun?
Ich beobachte schon länger klaren Trend: Viele Menschen nehmen ihr Schicksal selber in die Hand. Sie flüchten aus dem verhassten Job, schmeißen alles hin. Weil sie nicht mehr können oder wollen. Für mich traf beides zu. Manche kriegen die Kurve noch rechtzeitig, viele erst, wenn Ihr Körper schon eindeutige Signale setzt.
Heute, einige Jahre nach meinem Zug der Reißleine beobachte ich diese Entwicklung mit Freude und mit Spannung. Sie ist ein wunderbarer Gegenpart zu „Mein Haus, mein Auto, mein Boot, usw …“ Die NEUE Lösung heißt: „Meine Gesundheit, meine Zeit und mein Leben“. Toll!
Ein persönliches Update
Ich bin meinen neu aufgestellten Werten treu geblieben. Ich würde mich nie wieder wie eine Herde Schafe treiben lassen. Geld ist notwendig, schließlich haben wir alle unsere Verpflichtungen im Leben. Aber das Leben funktioniert auch mit weniger … weniger von allem! Wozu brauchen wir fünf Sparformen und Absicherungen? Damit wir, wenn wir uns krank gearbeitet haben, bessere Ärzte leisten können und dem Staat nicht auf der Tasche liegen? Also ich weiß nicht …
Ich genieße die Unabhängigkeit. Das Leben ohne Herdentrieb und Hirten. Die Flexibilität und das freie Sein. Ich bereue den Sprung ins kalte Wasser von damals keine Sekunde. Ganz im Gegenteil, ich würde es wieder so machen, nur viel früher. Und würde meinem Körper mehr Aufmerksamkeit schenken. „Schäden“ sind geblieben, diese Baustellen werden aber bearbeitet. ›lach‹
Folge Deinem Herzen und Gefühl und es werden sich andere Möglichkeiten auftun. Diesen Worten vertraue ich.
Manchmal beginnt eine neue Entscheidung nicht damit, Neues zu entdecken, sondern damit, Altbekanntes mit ganz anderen Augen zu sehen …
Ich würde mir wünschen, dass ich Dir vielleicht bei Deiner Entscheidung etwas zu verändern helfen konnte.
Wenn Du ähnliches erlebt hast und so manch ähnliche Entscheidungen hinter Dir hast, freue ich mich über Deine Gedanken.
Das aller Beste für Dich.
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