Wenn wir dieses Wort Midlife-Crisis aufschnappen, wird das in erster Linie mit Männern assoziiert, dabei ist es auch ein Thema das Frauen betrifft. Bei uns Frauen findet im Alter zwischen 40 und 60 ein großer Umbruch durch die Wechseljahre statt. Dieser ist manchmal der Auslöser für die berühmte Midlife-Crisis. Eine hormonelle Veränderung trifft zwar auch die Männer, aber wir Frauen bekommen es intensiver zu spüren.
Ich hätte mir ja niemals gedacht, dass ich mal über die Midlife-Crisis schreibe. Ein heißes Thema im wahrsten Sinne des Wortes. ›lach‹ Aber irgendwie ist aus meinen Beobachtungen ein Mitteilungsbedürfnis entstanden. Ich kenne so einige Männer, die in dieser Lebensphase stecken, wenn nicht sogar stecken geblieben sind! Meistens wird es bei den Männern peinlich, wenn sie meinen, sich noch mal so richtig beweisen zu müssen. Sie nehmen sich zwanzig Jahre jüngere Frauen, färben sich ihren „Silberpelz“, kaufen sich ne Harley und trainieren bis zum „Beinahe-Herzinfarkt“! Kenn ich alles doppelt.
Wahrscheinlich gibt es so ähnliche Dinge auch bei Frauen, aber der Großteil leidet an den körperlichen „Neuigkeiten“. Doch über die körperlichen Veränderungen möchte ich gar nicht schreiben. Kann ich auch nicht wirklich, da dieser Kelch noch nicht an mir angekommen ist, obwohl ich Mitte fünfzig bin? Na ja vielleicht bleibe ich verschont … Ich möchte mehr über Bilanzen und Bedürfnisse schreiben, da kenn ich mich aus.
Der Wertewandel kommt mit den Jahren
So manche Frau muss feststellen, dass sie in ihrer ersten Lebenshälfte ganz schön fremdbestimmt funktioniert hat! Sie hat ihre Bedürfnisse kaum beachtet. Einige richten sich immer noch nach den Vorstellungen ihrer Eltern. Sie haben sich nie die Frage gestellt, ob dieser Weg auch ihr eigener ist. Andere wieder haben sich den gesellschaftlichen Normen unterworfen ohne zu prüfen, ob sie mit ihren Werten und Bedürfnissen übereinstimmen.
Gegen vierzig bemerken manche Frauen, dass sie einfach nicht mehr so „pflegeleicht“ sind, als vor zehn Jahren. Sie lassen sich nicht mehr alles gefallen und ein NEIN, kommt schneller über die Lippen als früher. Die so typische weibliche Seite, die normal immer versucht es allen recht zu machen und sich anzupassen verblasst. Auf einmal gelingt es, sich besser zu behaupten. Widerworte werden öfter hörbar.
Manchen wird auch bewusst, dass sie endlich sind und nicht ewig leben werden. Dieser Punkt ist mir sehr vertraut geworden. Habe ich mich bislang nicht mit dem Gedanken herumgeschlagen, hat mir die Gewissheit irgendwann doch zu sterben, eine ganz andere Sichtweise auf das Leben geschenkt. Meine Pläne und Ziele werden nun unter diesen Gesichtspunkt betrachtet. Hatte ich bislang alle Zeit der Welt, wird nun sortiert und entrümpelt. Ich fange an mich zu fragen, was ist mir wirklich wichtig? Soll ich meine Zeit wirklich damit verblasen, Dinge zu tun, die ich nicht mag? Meine Antwort dazu lautet immer öfter: „Nein, dazu ist mir meine Zeit viel zu kostbar.“
Entdecken was wirklich zählt …
Konkret könnte das auch bedeuten: Soll ich wirklich in einem Beruf weitermachen, weil ich ihn schon seit zig Jahren mache aber er mich noch nie zufrieden gestellt hat? Soll ich mit einem Partner weiterhin leben, der mir nicht guttut? Muss ich es meinen Eltern ständig recht machen? Muss ich mir von Kollegen alles gefallen lassen? Und noch vieles mehr. Die Lebensmitte ist doch der Höhepunkt unseres Daseins? Es findet eine Veränderung und ein Wechsel statt. Und, ich spreche da auch wirklich von mir. Wir fangen an, vieles zu lassen, was uns unwichtig erscheint und uns überrollt. Entdecken was tatsächlich zählt im Leben, heißt der Satz schlecht hin in diesem Lebensabschnitt.
Dass wir in unserer Lebensmitte angekommen sind, richtet sich nicht immer zwangsläufig nach dem Alter. Ich habe eine Bekannte, die mit knapp über dreißig im körperlichen Wechsel steckte. Die körperlichen Symptome sind ja breit gefächert. Viele Frauen stellen aber auch fest, dass sie sich charakterlich verändern. Dinge, die sie bisher gerne getan haben, erscheinen nun unwichtig. Für bestimmte Verpflichtungen wird plötzlich nicht mehr so viel Disziplin aufgebracht. Hobbys und Interessen können sich verändern. (Leute – ICH stricke wie blöd … ›lach‹) und ehrlich gesagt, hat der geliebte Einkaufsmarathon schon lange seinen Reiz verloren! Es kommt mir oberflächlich vor und dient doch nur einer Scheinbefriedigung. Immer die neuesten Klamotten zu haben wird genauso unwichtig.
Man hört auf sich über Bikinis und die dazu notwendige Figur Gedanken zu machen. Man bleibt bei den fünf Kilo zu viel Hüftgold, was solls. Da kündigt sich doch tatsächlich an, um was es geht! Innere Werte lösen die Bedeutung von Äußerlichkeiten ab. Ich kenne Karriere-Frauen, die auf einmal still stehen und sich fragen, ob das jetzt alles gewesen sein soll. Gibt mir mein Erfolg mir Lebenssinn und Lebensfreude? Diese Frauen wünschen sich auf einmal doch eine Familie, eine Partnerschaft.
Andere wieder, die ihren Lebenssinn in und bei der Familie gesehen haben, bekommen plötzlich ein großes Leeregefühl zu spüren. Die Kinder sind aus dem Haus, die Beziehung läuft aber nur nebenher. Sie bekommen Lust sich neu zu erfinden und zu verändern.
Und dann gibt es auch Frauen, die sich über ihr Aussehen definieren, sie schieben die erste Falten-Panik. Kein Wunder, es gilt ja stets jung und makellos zu sein. Sie flüchten ins Gym, gehen laufen und planen ihre erste Schönheitsoperation. Viele verfallen in einen regelrechten Jugendwahn. Die Röcke werden kürzer, die Hosen enger und die Blusen schenken mehr Einblick. Kluge Frauen merken aber relativ schnell, dass ein solcher Aktionismus in dieser Situation nix hilft!
Wir wachsen und reifen
Während es in unserer ersten Lebenshälfte darum geht, seinen Platz in der Gesellschaft zu finden, geht es in der zweiten Lebenshälfte darum, innen und außen eine Übereinstimmung zu finden. Nun ist das Besinnen auf das Wesentliche angesagt. Wir gehen der Sonne zu, und dieser Gang ist ein wunderbarer! Diesen Satz sagte eine tolle Frau, die weit über ihre „Mitte“ gegangen war. Viele Frauen machen in dieser Phase eine gewaltige Wandlung mit. Plötzlich wird aus einer unscheinbaren Frau ein wunderschöner Schwan. Sie fangen endlich an aus ihrem Leben das zu machen, was in ihrer ersten Lebenshälfte nicht zu machen war.
Sie machen sich unabhängig. Steigen aus dem Beruf aus oder ein. Sie treten kürzer oder geben jetzt erst richtig Gas. Suchen nochmal nach der großen Liebe oder ziehen es vor, alleine zu bleiben. Sie wachsen und reifen! Egal was es ist, … Hauptsache es tut der Seele gut.
Ich glaube, es ist auch die passende Zeit, sein Tempo zu drosseln. Wir rasen nicht mehr wie verrückt von Termin zu Termin. Getrieben von Uhr und Erinnerungs-Nachrichten. Wir haben ein anderes Verhältnis zur Zeit bekommen. Ich entdecke jetzt erst wie gut und wichtig es ist, gewisse Phasen alleine und ohne Ablenkung zu verbringen. Ich kenne ein paar Frauen, die zum ersten Mal in ihrem Leben alleine leben. Sie stellen fest, welche Qualitäten das haben kann. ›lach‹ Ab jetzt nur noch eine Partnerschaft in getrennten Wohnungen … die klassische Frauenrolle wird dadurch bewusst verweigert. Warum auch nicht?
In jeder Krise steckt eine Chance
In dieser Zeit hinterfragen Frauen persönliche Grundverträge und alte Muster samt Werte. Sie lassen los! Verstaubte Werte haben die Chance sich zu entfalten. Falsche Vorstellungen vom Leben werden abgelegt. Es ist eine Zeit, die uns Frauen das Selbstbewusstsein stärkt. Und eines weiß ich ganz bestimmt: alle Frauen, aber auch Männer, die sich einer Veränderung in der Mitte ihres Lebens stellen statt zu verdrängen, werden als tolle Persönlichkeit gestärkt und kraftvoll hervorsteigen! Also, ich finde das richtig geil! 🙂
Ich wünsche Dir einen traumhaften Gang zur Sonne!
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