Therapie und unsere innersten Geheimnisse

Persönliches, Seelenleben

Ich möchte heute wieder einmal das Thema Psyche und Therapie aufgreifen. Ein wenig von meiner Vergangenheit und Therapieerfahrung mit euch teilen. Auch die Frage, warum Menschen zur Therapie gehen und was es braucht, um den Weg der „Heilung“ zu finden. Ein Beitrag für alle, die sich ein wenig verloren oder alleine vorkommen.

„Hallo, was führt sie denn zu mir?“

Mit genau dieser Frage begannen alle meine therapeutischen Sitzungen. Dann schilderte ich in der Regel mein aktuelles Problem, was ziemlich schwer für mich war, da ich nicht nur ein Problem hatte, sondern jede Menge davon. Da ich aber wusste, dass mein Therapeut hauptsächlich sich für DAS Problem interessierte, was mich bewegte zu ihm zu kommen, musste ich sortieren, welches mir am Wichtigsten war es zu bearbeiten.

Es gibt viele Gründe, die Menschen so stark belasten, dass sie in Therapie gehen. Zum Beispiel kann es ein spezifischer Grund sein wie der schmerzhafte Verlust eines geliebten Menschen. Immer wiederkehrende Panikattacken. Seelische Verletzungen, aber auch das Gefühl, im Leben nicht mehr weiterzukommen. Nur um ein paar Gründe aufzuzählen.

Leider – und meine Erfahrung bestätigt es mir immer wieder –  ist dieses „aktuelle“ Problem selten das eigentliche, tiefliegende und ursprüngliche Problem! Die wahren Probleme und damit auch die WAHREN Lösungen liegen wesentlich tiefer. Sie kreisen um Traumata aus der Vergangenheit. Durch die Kombination bestimmter Erfahrungen hatten sich, wie in meinem Fall, eine ganze Reihe psychische und emotionale Probleme entwickelt.

Ich verleugnete z.B. meine Trauer und verschloss mich meiner Umwelt. Ich erzählte nie die Wahrheit über mein eigentliches Leben und machte immer GUTE Miene zum bösen Spiel. Ich machte Witze, ignorierte Fragen, die, wenn ich sie beantwortet hätte, vielleicht etwas ans Tageslicht hätten bringen können. Und ich war absolut NICHT „echt“. Die Lösung für mein Problem(e) bestand darin, mich meinem Schmerz, meiner Angst und meinen Sorgen zu stellen und zu lernen, mich anderen Menschen gegenüber verletzlich zu zeigen. Es brauchte jahrelange Arbeit, um meine WIRKLICHEN Probleme anzuerkennen. Tatsächlich gilt das für die meisten Menschen!

Wir neigen dazu, unangenehmen Gefühlen aus dem Weg zu gehen

Um Veränderungen zu bewirken, muss eine Therapie oft eine Reihe menschlicher Eigenschaften „verhandeln“. Wir neigen ja alle gerne dazu, unangenehmen Dingen auszuweichen! 🙂 Weiters sind wir am allerliebsten mit uns selbst im Reinen und möchten, dass auch unsere Mitmenschen Positives über uns denken. Das ist so.

Jetzt ermutigen Therapeuten uns ja gerade dazu, sich den unschönen, schmerzvollen Erfahrungen und den hässlichsten emotionalen Wunden zu stellen! ALLES, läuft den anfangs erwähnten, zutiefst menschlichen Neigungen zuwider. Es passt und gefällt uns nicht. Und so fahren viele Patienten (ich verhielt mich anfangs genauso) innere Abwehrmethoden auf, um sich vor der „bedrohlichen“ Therapie zu schützen.

Ich redete in einer meiner ersten Sitzungen fast nix. Ich gab gerade mal sogenannte „Eckdaten“ bekannt. Die zweite Sitzung verließ ich laut Türknallend nach exakt 15 Minuten. Trotzdem kam ich wieder. Bei der dritten Stunde redete ich ohne Punkt und Komma, damit mein Therapeut erst gar nicht die Gelegenheit bekam, meine tiefliegenden Probleme anzusprechen. Daraus leitete ER die Hypothese ab, dass ich in Wahrheit nicht über das Ende meiner Beziehung trauerte, sondern über die Vergänglichkeit von etwas VIEL Größerem: meinem Leben an sich.

Einsamkeit, die schlimmste aller Ängste …

Schon die Angst vor dauerhafter Einsamkeit kann lähmend sein für viele Menschen. Viele Menschen fühlen sich TROTZ der physischen Nähe zu anderen sehr einsam! Gerade wenn man sich anderen Menschen gegenüber nicht öffnen kann, fühlt man sich Mutterseelenalleine.

ICH hatte mehrere schmerzhafte Trennungen hinter mir und keinen Kontakt mehr zu meiner Familie. Ich wünschte mir Nähe und Gespräche, aber vermied sie grundlegend, um nicht wieder verletzt zu werden. Irgendwann war meine Sehnsucht nach menschlicher Nähe so groß, dass ich zur Pediküre ging, um zumindest ein wenig Körperkontakt zu haben. 🙁 … kein Scherz!

Die fehlende Verbindung zu anderen Menschen … Menschen, die helfen und mit einem reden. Auch das kann ein Thema sein, weshalb „wir“ in Therapie gehen. Deswegen spielt das wachsende Vertrauen im therapeutischen Verhältnis eine große Rolle dabei, Patienten bzw. Klienten, bei der Rückkehr ins Leben zu helfen. Während jeder Sitzung entsteht etwas, das im hektischen Alltag immer häufiger auf der Strecke liegen bleibt: ein ruhiger und ungestörter Austausch zwischen zwei Menschen, die sich von Angesicht zu Angesicht um wichtiges kümmern.

Jeder Mensch sehnt sich nach Erfüllung!

Wenn wir unser tägliches TUN als sinnlos empfinden, fühlen wir uns auf Dauer leer und antriebslos. Und genau diese LEERE ist ebenso ein Grund, dass Menschen sich für eine Therapie entscheiden.

ICH: Als ich meine Therapie begann, hatte ich nicht nur ein gebrochenes Herz, psychosomatische Probleme und jede Menge seelische Verletzungen – sondern auch ENORMEN beruflichen Druck. Mir machte meine Arbeit keine Freude mehr. Ich konnte all der Verantwortung, die mir übertragen wurde, NICHT mehr gerecht werden. Ich wollte, aber ich konnte nicht. Durch die Therapie fand ich heraus, wo mein Problem lag: Mein so geliebtes berufliches Umfeld inklusive dazugehöriger Menschen – das System an sich – kam mir plötzlich sinnlos vor! Ich hatte keinen persönlichen Bezug mehr zu meiner Arbeit. Und schlichtweg auch das Gefühl, dass die Welt all das „Getue“ braucht! So beschloss ich über Nacht zu kündigen … es erfüllte mich nicht mehr. Im Gegenteil – es machte mich KRANK.

FREIHEIT – der Weg zur Heilung

Ich entschied mich also gegen die „Sinnlosigkeit“ und FÜR meine Gesundheit und jede Menge Wagnis. Meine therapeutische Betreuung brachte mich zu diesem Gedanken und zu meiner Freiheit. Oder eigentlich muss ich sagen – sie zeigte mir das Gefühl, NICHT frei zu sein! Es war ein langer Weg und viele Jahre Arbeit mit NICHT nur einem Therapeuten.

Viele Gespräche mit anderen bestätigten mir, dass sie sich auf die eine oder andere Art gefangen fühlen! FESTGEFAHREN. Ohnmächtig! Ich kannte alle diese Beschreibungen zu gut. In der Therapie wurde mir gezeigt und verständlich gemacht, dass ich alleine entscheide, wie ich mit meinem Schicksal umgehe. ICH, WIR entscheide(n), was ich/wir mit meiner/unserer verbleibenden Lebenszeit anstelle(n). Es steht mir frei, in Isolation zu leben wie bisher oder ich entscheide mich für Abenteuer & Risiko. 😀

Kurz gesagt: WIR haben ALLE, selbst in den finstersten und ausweglosesten Situationen und Zeiten, die FREIHEIT selbst zu entscheiden, wie wir mit unserem Schicksal umgehen.

FAZIT:
Die meisten Menschen beginnen ihre Therapie mit einem oberflächlichen Verständnis ihrer wahren und tieferliegenden Probleme. Sie möchten sich ihre innere „Unordnung“ möglichst einfach erklären und möglichst EINFACHE Lösungen serviert bekommen! Es war auch bei mir der Gedanke dick dagewesen. Deswegen versuchen wir all den unangenehmen Dingen aus dem Weg zu gehen. Die wirklichen Probleme basieren in den meisten Fällen auf einem der Grundthemen: Angst vor der Einsamkeit, einem Gefühl der Sinnlosigkeit oder dem Gefühl nicht frei zu sein.

Mein Weg zur „Gesundung“ … zur Heilung begann damit, mich diesen Grundthemen zu stellen und über meine wahren Probleme und Gefühle zu reden. <3

Ich hoffe, meine Gedanken haben Dir gefallen oder waren vielleicht sogar hilfreich eine/Deine Entscheidung zu treffen?
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Bis bald und alles GUTE.

Xo Sandra

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