Gedankengänge #85

Persönliches, Seelenleben

„Es gibt Tage voller Honig und Tage voller Zwiebel …“, das sagt ein arabisches Sprichwort und der Vergleich gefällt mir richtig gut! 🙂
Das ist eine Tatsache, mit der wir uns alle abfinden sollten. Wir können lernen, diese Verwobenheit anzunehmen und wir können sogar lernen, sie zu zelebrieren! Das Wissen, dass „sanfter“ Kummer unweigerlich vergeht! Heute, in meinen Gedankengängen, wirst Du über das BITTERSÜSSE in unserem Leben erfahren … bittersüße Faszination, die mich schon immer in den Bann gezogen hat. 😀

Emotionen passen nicht in Schubladen …

Auszug aus meinem Tagebuch, November 2015: „Die süße Leichtigkeit der Musik, hellt meine bittere Szenerie nicht auf. Die schöne Melodie verringert nicht die Trostlosigkeit meiner Aussichtslosigkeit. Aber es muss wahrscheinlich so sein, denn alles hat seinen Platz. Das Schöne und der Schmerz. Licht und Dunkelheit … wenn ich genauer hinsehe, verleihen sie dem ganzen Theater noch SCHÄRFERE Konturen …“

Das waren die Momente, wo Honig & Zwiebel aufeinander trafen. Wo das Schwere und die Leichtigkeit sich gegenseitig verstärken, statt einander auszulöschen. Licht und Schatten, Freude und Traurigkeit, Geburt und Abgang. Alles Gefühle, die wir in keine Schublade stopfen können. Ich denke, wir alle teilen den Instinkt des Mitgefühls. Er stellt sich ein, wenn ein anderer Mensch leidet und wir ihn dabei beobachten. Es ist so normal wie bei Hunger zu essen oder bei Kälte etwas Warmes anzuziehen. Mitgefühl hat auch den Sinn, aufeinander „aufzupassen“. Und so erfüllt die Traurigkeit – die bittere Note des Bittersüßen. Eine wichtige Funktion. Kummer lässt Fürsorge entstehen. Nehmen wir uns anderen Menschen an, entstehen dadurch Verbindungen … Gemeinschaften. Und ERST, wenn wir uns unseres eigenen Kummers annehmen, können wir unser Leben in allen Facetten erfahren.

In unserer Gesellschaft hat das „Bittere“ keinen sehr hohen Stellenwert. Der Fokus liegt auf Fortschritt und Positivität – sei es auch nur gespielt. Traurigkeit gilt als ein Zustand, der unbequem ist. Den man durchläuft und dann schnell zurücklässt. Funktioniert nur leider nicht. Gerade für Menschen, die an Depressionen leiden und Traumata aufarbeiten, ist es mit einem schnellen „Durchlaufen“ NICHT getan.

Jede Freude und jede Schönheit beinhaltet zwangsläufig auch etwas Trauriges. Es ist ratsam, dass wir „Honig & Zwiebel“ – das Bittersüße – annehmen und uns für seine Möglichkeiten öffnen. Es gibt ganz viele Menschen, die trotz ihrer schlimmen Erfahrungen, später ein erfülltes, glückliches UND erfolgreiches Leben auf die Beine gestellt haben. Menschen, die von Schmerz und Trauma gezeichnet waren! Was verraten uns solche Geschichten?

Eine einfache Antwort: Diese Menschen verwandelten ihren Schmerz in eine produktive Kraft. Ende gut … alles gut. ALLES im Leben geschieht aus einem Grund. Diese Erfahrung habe ich schon ganz oft gemacht. Obwohl ich dazu immer einen Nachsatz beisteuern muss! Denn es ist nicht richtig, dass alles für irgendwas gut ist. Verlust, Missbrauch und Trauma sind ungerecht und absolut sinnlos … das kann ich nicht schönreden. Gut, aber ob es mir gefällt oder nicht, schlimme Ereignisse sind leider nicht vermeidbar. Honig & Zwiebel, bittersüß lehrt uns, dass die Gegensätze des Lebens IMMER eng beieinander liegen: Schmerz und Freude, Verlust und Liebe, Hoffnung und Verzweiflung.

Wir müssen also das „Schwere“ annehmen und uns dem stellen, sonst versperren wir uns für das Süße, das Schöne im Leben. Vielleicht würde alles erträglicher sein, wenn wir Unangenehmes und Schmerzvolles verdrängen, aber dann würden auch die Farben, Klänge und Nuancen im Leben verschwinden. Mir wurde in meinen unzähligen Therapien beigebracht, dass das Annehmen negativer Emotionen hilft, stressfreier in den Alltag zu steigen. Akzeptieren macht zufriedener, und zwar auch dann, wenn traumatische Erlebnisse passiert sind. Und das stimmt.

Jeder verdammte Schmerz bringt eine Botschaft mit. Er erinnert uns daran, was wichtig ist. Man kann lernen, den Schmerz und die Botschaft zu nutzen, um anderen Menschen zu helfen. Deswegen mache ich auch das, was ich hier bei FrauenPunk seit Jahren mache. Ich sehe mich als … wie nenne ich’s? „Verwundete Heilerin“. Ich habe mich meinem Schmerz gestellt, ihm Raum und Zeit gegeben, geöffnet und ich habe versucht, den Schmerz in eine produktive Kraft umzuwandeln. 🙂

Also, wie gehst Du mit negativen Emotionen um? Ich habe vor zig Jahren etwas probiert und bin bis heute dabeigeblieben. Anstatt meine Emotionen zu leugnen oder in ungesunde Verhaltensweisen zu ersticken, hielt ich sie schriftlich fest. Es hat mir gutgetan, mir beim Schreiben meiner wahren Gefühle bewusst zu werden! Es war wie ein Befreiungsakt! Ich gestand mir meine Fehler, meine Makel ein und das Schreiben bot mir einen Ausweg aus meinem dysfunktionalen Lebensalltag. Ich wurde umgänglicher … ich lernte Dinge an- und auszusprechen und konnte mich auch so nach und nach aus dem Griff meiner Depression befreien.

Ich weiß, dass es vielen Menschen schwerfällt, selbst nur für sich und auf Papier, sich zu ihren Schwächen und Gefühlen zu bekennen! Aber die Wahrheit ist – wer sich nach außen auf Gedeih und Verderb als Gewinner gibt, verliert. So einfach ist das. Wir können so viel mehr gewinnen, wenn wir ehrlich mit unseren Eigenheiten und Makeln umgehen. Nämlich eine bessere Beziehung, mehr Chancen im Leben UND einen neuen Lebenssinn!

Honig & Zwiebel … bittersüß ist auch wie Leben und der Tod. Es geht mir auch gar nicht darum, dem Tod mit der Gelassenheit eines Mönchs zu begegnen. Davon bin ich auch sehr weit entfernt. Aber wir können uns für das „Bittersüße“ öffnen. Wir können akzeptieren, dass Leben endlich ist und dieses Bewusstsein in unseren Alltag integrieren. Der Rest kommt von alleine und auch mit dem reifer werden. Deshalb bewundere ich alte Menschen sehr für ihren offenen Umgang, wenn es um dieses Thema geht! Das Alter lenkt den Fokus auf die Fragilität des Lebens. Die meisten älteren Menschen genießen lieber, als irgendein Abenteuer einzugehen. 🙂 Wunderbar und oft beneide ich sie dafür.

Mein Fazit: ALLES was wir lieben, werden wir eines Tages verlieren. ABER, und daran glaube ich, kehrt die LIEBE in anderer Form zurück. <3 Heute mal wieder etwas Deep Talk. Mir hat es aber Spaß gemacht, meine Gedanken mit Dir zu teilen. „Teilen“ … ein gutes Stichwort! Ich würde mich freuen, wenn Du meine Beiträge und Kurzposts teilst, wenn sie Dir gefallen … hinaus in die Welt meine Mission. 🙂

Xo Sandra

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