Heute möchte ich nochmal das Thema „Beziehung“ aufgreifen. Jedoch von einer anderen Seite als vielleicht erwartet wird. Und zwar den Wunsch zu haben in eine Beziehung einzusteigen, aber es aus irgendeinen Grund nicht zu schaffen. Dabei möchte ich dem Begriff „Trauma“ viel Platz schenken. Traumatische Erlebnisse und Bindungserfahrungen, hindern uns leider sehr oft eine normale oder besser gesagt, überhaupt eine Beziehung einzugehen.
Verletzungen aus früheren Beziehungen, haben eine große Macht in unserem Leben. Wir sind traumatisiert. Wie kann es überhaupt so weit kommen denkst Du Dir vielleicht? Nun ich glaube ja sagen zu können, dass ich prädestiniert bin um darüber zu schreiben. 😀 Das Hauptaugenmerk möchte ich aber in diesem Beitrag ausschließlich auf die Liebesbeziehungen legen. Kindheit, die Beziehung zu den Eltern usw. werden dieses mal zur Seite gepackt!
Was ist ein Trauma?
Das Wort Trauma wird sehr schnell in den Mund genommen. Die Aussage „Davon bin ich schon traumatisiert genug …“ wird eher als Spaß benutzt. Alles andere als witzig ist es für Betroffene. Manchmal werde ich gefragt ob ich „Trauma“ in kurzen Worten und ohne schnick schnack erklären kann.
Also, bei einem psychischen Trauma stellen Betroffene bei sich oft ganz ungewöhnliche Erlebnisweisen fest. Automatisch wiederkehrende Erinnerungsbilder, die auch Angst auslösen (können), sind präsent. Das Gefühl dabei ist, man denkt verrückt zu werden! Dabei handelt es sich um eine ganz normale Reaktion, auf die oft so abnormalen Situationen, die erlebt wurden. Die Auslöser solcher Erinnerungsbilder können Gerüche sein, eine Stimme oder Orte die besucht worden sind. Musik, aber auch ein Händedruck … Es gibt unzählige mögliche Auslöser. Je nachdem wie die Situation war die einen betroffenen Menschen traumatisiert hat.
Wie kommt es zu einem Trauma?
Zum Ersten kann es sein, dass wir uns Partner suchen oder gesucht haben, die unsere Nähe vermeiden. Oder wir kommen an Männer, die sich nicht in uns verlieben oder schon vergeben sind. Wir haben Partner die gefühllos scheinen, oder wir geraten an narzisstische Partner, die unser Leben vollkommen zerstört haben. Partner, die gelogen und betrogen haben oder möglicherweise auch zu sehr geklammert haben! Die Liste wäre auf jeden Fall noch ausbaufähig. All das hinterlässt Bindungsmuster, die es uns sehr schwer machen, normale Gefühle zu entwickeln. Wir sind traumatisiert.
Wir speichern diese traumatischen Erlebnisse in unserem Gedächtnis
Ich habe viele Jahre an meinen abgespeicherten Erlebnissen gearbeitet und ich weiß auch, dass ich damit noch nicht fertig bin. Man kann auch nicht erwarten, sein Gedächtnis, dass die Hälfte seines Lebens mit ungesunder Nahrung gefüttert wurde, in kurzer Zeit entgiftet werden kann. Ausschlaggebend ist auch die Allgemeinverfassung … sind wir gut drauf und positiv eingestellt … oder ist alles und jeder schlecht. Ich hatte immer wieder diese „miesen“ negativen Tage … war ich aber aus diesem Zustand wieder heraus, hatte ich ganz andere Vorstellungen vom Leben und war auch wirklich zuversichtlich!
Traumatisierungen führen dazu, dass sie in unserem Alltag ein gedankliches Chaos hinterlassen. Ein ständiges Auf und Ab der Gefühle steht am Plan. Irgendwie sind immer zu wenig oder zu viel Gefühle an der Tagesordnung. Dieses Verhalten bringt leider sehr viel Unruhe ins Leben, gerade oder vor allem in zwischenmenschlichen Beziehungen!
Emotionen sind schwer zu regulieren
Wenn Du mit Deinem Bindungsmuster zu kämpfen hast, deine Gefühle sich wie bei einer Achterbahnfahrt anfühlen, immer dann wenn Du jemanden kennen lernst, wirst Du zugeben dass Du unter ständiger Anspannung stehst. Es macht Dich wahrscheinlich auch müde … Du fühlst Dich erschöpft. Aber vor allem fühlt man sich nicht „richtig“. Ein Trauma macht es uns nicht gerade einfach, emotional ausgeglichen zu bleiben (sein). Das bedeutet, dass alles was von außen kommt, vor allem was mit Nähe zu tun hat, nur sehr schwer gefühlstechnisch zu regulieren ist! Man möchte zulassen, kann aber nicht. Die Angst darüber, wieder negative Erfahrungen machen zu müssen, ist sehr viel stärker als der Wunsch nach Nähe und Liebe.
Dazu fällt mir ein passender knackiger Satz ein, der perfekt passt: Glaube nicht alles was Du selber denkst! Nicht jedes Essen ist ungesund und es gibt auch nicht nur „saure Äpfel“ … Du verstehst sicher was ich damit sagen will. 🙂
Ein Trauma ist ein hochintensives Ereignis – eine neue Partnerschaft ebenso
Das kann mir jede Betroffene bestätigen. Sich auf eine neue Partnerschaft einzulassen ebenso. Als ich meinen neuen Partner vor 3 Jahren kennenlernte, brachte mich der neue Zustand von „Ich will zu Dir, ich will bei Dir sein …“ schon vollkommen durcheinander. Alle Lampen leuchteten Rot in meinem traumatisierten System. 🙂
Mein „System“ sagte mir nämlich … hey, ich weiß dass Du das möchtest, Du findest es schön begehrt zu werden … verwöhnt zu werden, aber diese Zustände hatten wir doch schon? Das ist nicht gut, lass es und zieh Dich zurück … es tut sonst weh, das wollen wir nicht mehr.
Diese Begegnung triggerte immer wieder bei mir an und versetzte mich in ein Vermeidungsverhalten. An dieser Stelle muss ich ganz klar sagen: „Gut das es auch Männer gibt, die ohne aufdringlich zu werden, nicht locker lassen <3“ <lach>! Die andere Seite ist ganz banal. Wenn wir eine Partnerschaft eingehen möchten, müssen wir uns auch so fühlen! Wir brauchen einen ganz bestimmten Zugang zu uns selbst … zu unserer Sinnlichkeit, zu unserer Weiblichkeit. Zu all den Dingen, die in einer Beziehung eben wichtig sind und auf on geschaltet sind.
Wenn wir das jedoch nicht ausstrahlen, selbst nicht fühlen können, dann passiert etwas eigenartiges. Wir sitzen unter einer Käseglocke, die uns zwar erkennen lässt, aber für andere neutral erscheinen lässt. Das heißt auf gut Deutsch, für potentielle Partner erscheinen wir nicht auf dem Radar als mögliche Partnerin. Finde ich immer wieder aufs Neue beinahe magisch. 🙂 Bedeutet soviel wie: Bitte warten.
Nähe … ist sie für Dich nun angenehm oder würgt sie Dich?
Es gab Zeiten, da empfand ich zum Beispiel Nähe schrecklich unangenehm. Nähe war für mich ein Übergriff in mein Innerstes, das mir Schmerzen bereitete. Sobald es eine dieser Situationen gab, schaltete ich alles ab in mir. Mein System war auf null gedrosselt und ich fühle nichts mehr. Für eine Partnerschaft definitiv unbrauchbar! Der Stress war für mich schon immer programmiert. Ich habe mit vielen Frauen darüber geredet, die im gleichen Boot gesessen haben. Sie erzählten oft von dem Gefühl, mit der Welt nicht richtig verbunden zu sein. Getrennt durch ein Panzerglas. Ein sehr trauriges Bild, aber so sehr treffend.
Trauma Patientinnen haben es sehr schwer mit ihren Gefühlen, der Liebe und derAngst, die dahinter steckt, zu leben. Eine Liebesbeziehung muss neu erlernt werden! Dazu brauchen wir eine Hand die uns stützt. Der wir vertrauen können und die wir auch fühlen! Da nützt das Reden auf bestimmten Ebenen gar nichts, sondern wir müssen wieder lernen, wieder in Kontakt zu treten … erst einmal ohne Erwartungen. Und zwar so lange, bis das Panzerglas allmählich verschwindet!
Das Wichtigste zum Schluss
Tief verletzte und traumatisierte Frauen sind überempfindlich und sehr oft in ihrer Selbstliebe gestört! Dieses unsichere Selbstbewusstsein ist derart bedrohlich, dass diese inneren Ängste sich zum größten Feind von uns selbst entwickelt. Man stellt sich immer wieder selbst und auch den Partner in Frage, außerdem haben wir Schwierigkeiten zu vertrauen.
DU brauchst also sehr viel Verständnis für DICH und für DEINEN Partner und solltest das Ganze auch etwas distanzierter betrachten. Sich Zeit schenken ist das A und O. Alte Muster müssen miteinander abgehandelt werden. Es muss reflektiert und genau hingesehen werden damit eine wunderbare Beziehung daraus werden kann … dass es funktioniert, weiß ich heute. <3
Einer meiner „liegt mir am Herzen“ Beiträge … wenn er Dir gefallen hat, darfst Du ihn mit Freude hinaustragen und teilen … Eine herzerfüllte Zeit mit ganz viel Liebe wünsche ich Dir.
Hallo,
Sehr schöner Artikel, der mir endlich etwas Einblick gewährt. Ich bin seit ein paar Monaten in einer Beziehung mit einer traumatisierten Partnerin und es ist unfassbar schwierig für, damit umzugehen. Das mag egoistisch klingen, da sie die schlimmen Erlebnisse hatte, aber für den Partner eben auch nicht einfach. Ich versuche alles aufzubringen und zu erkennen, was sie gerade braucht, von weniger sehen, wenn ich das Gefühl habe, sie braucht Zeit für sich, enorme Schwankungen emotional und verbal hin zu nehmen. Kälte in Bezug auf Zuneigung, nette Worte, etc. Jedes kleinste Wort oder Verhalten kann extreme Stimmungen verursachen. Dennoch ist es mir wichtig, ihr zu zeigen, dass sie sich auf mich verlassen und sich sicher fühlen kann. Bin selber emotional eigentlich ausgeglichen und stehe normal im Leben, aber diese Situation ist schon enorm belastend. Wenn es also noch weitere Tips gibt, bin ich mehr ls dankbar
Hallo und schönen Vormittag!
Ich kann Dich natürlich sehr sehr gut verstehen! Zum einen, weil Du wahrscheinlich auch keine Erfahrung mit der ganzen Situation hast, und zum anderen ist eure Beziehung ja noch sehr „frisch“. Es ist ein wenig schwierig auf Deine Fragen näher einzugehen, da ich die Vorgeschichte und Art der Traumatisierung nicht kenne. Wie viel Zeit dazwischen liegt usw. …
Das wirklich gute ist, dass DU selbst ein ausgeglichener Mann bist! Die Wahrheit ist aber auch, dass diese Ausgeglichenheit schnell abgebaut wird, wenn die schwierigen Situation, die eine solche Beziehung mit sich bringt, überhand nehmen!
In meiner „Akut“-Phase war mir sehr wichtig, zu wissen das jemand greifbar war … abrufbar, wenn ich das so plump formulieren darf! Ich brauchte mehr Abstand als Zuwendung. Meine Stimmung kippte innerhalb von Sekunden und dafür war oftmals schon eine Berührung der Auslöser!
Du schenkst und gibst ihr das Gefühl der Sicherheit – das ist wichtig und auch richtig, solange kein Zwanghaftes Verhalten daraus wird.
Das würde nämlich genau das Gegenteil bewirken.
Ist Deine Freundin in Therapie? Wenn ja, versucht gemeinsam einen Termin zu bekommen. Sehr oft braucht der nicht erkrankte Partner, die richtige „Einweisung“ für einen richtigen Umgang.
Eine Buchempfehlung habe ich aber für Dich und zwar: „Umgang mit traumatisierten Patienten“ von Jens Gräbener
darinnen erfährst Du das Basiswissen was Dir dabei helfen kann, alles leichter zu verstehen und auch richtig damit umzugehen. DAS kann ich Dir wirklich sehr empfehlen 😀
Falls Du mir mehr Infos geben möchtest, kannst Du mir sehr gerne noch einmal schreiben. Bis dahin hoffe ich Dir ein wenig geholfen zu haben und wünsche euch beiden viel Kraft und alles Gute!
Lieb gegrüßt Sandra