Gedankengänge #34

Persönliches

Wie ich die wurde, die ich heute bin

Gedankengänge sind eine Lieblingskategorie von mir. Ich schreibe viel zu wenige! Der Grund ist, ich habe manchmal etwas Bedenken ob mein „Gedankenwirrwar“ auch richtig ankommt und verstanden wird. Dieses Mal ist es einfacher für mich. Ich weiß das viele Frauen einen ähnlichen Weg gegangen sind … ein Weg, der sich mit den Jahren verändert. Gedanken über „böse“ und „nett“.

Ich habe in meinem Leben immer versucht, Menschen zu verstehen. Warum sie so sind wie sie sind. Und die meisten Gedanken habe ich mir darüber gemacht, wie ich mit ihnen umgehen muss, wenn ich mit ihren Umgangsformen nicht klar komme! Schließlich wollte ich das jeder mich nett fand. So sein wie andere Menschen mich am meisten mögen würden … das war meine Passion. Ich glaube von mir sagen zu können, dass ich ein Mensch war (bin), der an sich nett ist. Ich wollte niemals jemandem schaden. Ich war loyal und fürsorglich. Diese Optionen gefielen mir einfach immer besser als alles andere. 🙂

Dabei rutschte ich immer tiefer in die Bedürfnisse der anderen Menschen in meinem Umfeld, ich war beschäftigt anderen zu geben was sie von mir erwarteten. Am Ende hatte ich große Mühe, ihre Erwartungen von meinen zu trennen. Ich merkte schließlich, dass das „nett und gut“ sich nicht mit meinem „gut sein“ deckte! Es verletzte mich sogar sehr oft.

Als ich dann vor einigen Jahren nur noch mit mir selbst beschäftigt sein konnte, um meine psychischen Herausforderungen zu bewältigen, wurde mir eines klar: Gemocht werden, nett sein um jeden Preis, gefallen und für alle Menschen den „kostenlosen Supermarkt“ zu spielen, ist nichts erstrebenswertes und macht krank! 

Mir wurde etwas Neues beigebracht

Mein Psychologe legte in den Therapien großen Wert darauf mir etwas Neues beizubringen … nämlich ein besonderes Augenmerk auf  MEINE! Erwartungen und Bedürfnisse zu legen, und die hatten null mit denen der anderen zu tun! Diese Lektion sitzt mir heute noch in den Gelenken. Mir wurde beigebracht, wie ich meine „bösen“ Anteile einsetzen konnte. Die waren nur leider nicht sehr sonderlich ver – und erträglich mit meinem Ziel: Gemocht zu werden! 

Es ist so einfach und auch schön, wenn man gemocht wird. Es schenkt eine gewisse Sicherheit (was natürlich völliger Blödsinn ist), ich fühlte mich in dieser „so lieb bin Rolle“ einfach kuschelig gut. Nur … ich musste mich von diesem SEIN wollen losreißen um wieder gesund zu werden. Gut ging es mir anfangs damit nicht! Meine Angstzustände wurden mehr und ich hatte Panik, dass mich meine Durchsetzungsmanöver unbeliebt machen würden.

Diese Seite mochte ich nicht an mir. Ich bemerkte das sie mich fordernder machte, egoistischer, unsensibler und meine Ablehnung anderen Menschen gegenüber wurde richtig gr0ß! Aber nicht nur das: ich wusste wie verletzend diese Eigenschaften sein konnten, schließlich hatte ich sie reichlich abbekommen. „Jeder Mensch mag gute Mädchen …“, so   in etwa habe ich es als Kind gelernt und sehr lange habe ich danach gelebt.

Ich war ein Mensch, der da war, wenn ein anderer Unterhaltung brauchte, ich war da um Tränen wegzuwischen, wenn jemand Aufmerksamkeit brauchte, war ich da um seine Eitelkeit zu streicheln. Von einigen erntete ich wertvolle Liebe in Form von Dank retour. Von vielen bekam ich nichts … besonders, wenn ich dieses Verhalten nicht nach ihrer Laune aufrecht erhielt … dafür bekam ich Ausgrenzung und böse Meldungen.

Und irgendwann war es mir klar: ich bin ganz anders und es ist an der Zeit, dass andere das merken!

Seelenruhe bedeutet mir sehr viel!

Ich habe Harmonie schon immer geschätzt, vielleicht gerade deshalb weil ich nicht wirklich in Harmonie aufgewachsen bin. Ständige Auseinandersetzungen und „Kämpfe“ tun mir weh … immer noch. Sie verbrauchen mir zu viel Energie. Allerdings bin ich heute froh darüber, zu wissen wie es geht, sich zu verteidigen. Heute nutze ich meine „böse“ Seite für die Menschen, die meinen mir vor die Füße kotzen zu müssen und mir ihr Messer in die Seite rammen zu können. Es hat lange gedauert bis ich begriffen und gelernt habe, auch fordern und wollen zu dürfen! Mir meine Wünsche erfüllen darf, ganz gleich was andere dazu für eine Meinung haben.

Ja und noch etwas: Auch ich darf mich mal mit ruhigem Gewissen mal so richtig (?) daneben benehmen, Fehler machen und total unvernünftig sein. Ich bin keine wandelnde „Anpassungsfrau“ mehr, keine „Leistungstochter“ mehr. Ich erfülle nicht mehr alle Bedingungen, die mein Partner, an eine Beziehung stellt. Ich bin kein Selbstbedienungsladen mehr wo alles zur „freien Entnahme“ in den Regalen liegt.

Veränderung bringen nun mal Veränderungen

Ich habe in meiner Lern und Umwandlungsphase wertvolle Lektionen für mein Leben gelernt. Es hat mir viele wertvolle Personen näher gebracht, von denen ich richtig profitieren durfte. Ich durfte in großen Unternehmen wachsen und viele interessante Bereiche erkunden … ABER … ICH so wie ich wirklich BIN, passte nicht mehr dorthin. Ich war nie genug, auch mir selbst nicht. Ich verabschiedete mich von meinem kleinen Mädchen Namens „ich muss.“ 

Auch die Freundschaften veränderten sich dadurch, da ich aufhörte so manche Lücke zu füllen. Anpassung war gestern … heute zählen andere Dinge. Und über diese Erfahrungen bin ich heute sehr dankbar. Ich habe niemals um Feedback meiner selbst gebeten, davor hatte ich auch viel zu viel Angst! Aber ich lernte und erfuhr in dieser Zeit, dass mich viele Menschen „gut“, ja sogar besser fanden als in den – JA, ich bin für euch alle da Zeiten :-). Eine in die Jahre gekommene  kleine Teufelin, die sich zur Wehr setzte und ihrer Wut Ausdruck verleihen konnte … 

Alles hat seinen Preis

Das kleine Problem am immer nur „lieb und nett sein“ ist, Du kämpft um etwas, was Du  nur bekommt wenn Du etwas bist oder eben nicht bist. Ein Zettel, vollgeschrieben mit Bedingungen die einem in die Hand gedrückt werden. Wie ein Einkaufszettel voller Zutaten aus dem Leben. Bringst Du diese Zutaten nicht mit, kann die Lieblingsspeise der Anderen nicht gekocht werden. Es schmeckt ihnen nicht wenn einige Zutaten fehlen. Ich hoffe Du verstehst mich was ich damit sagen will!?

Verstößt man gegen diese Bedingungen … wird der Einkaufszettel nicht 1:1 mitgebracht, werden Verträge, Freundschaften, Beziehungen usw. aufgelöst oder sie schleichen sich langsam aus Deinem Leben. Für mich gab es nur zwei Möglichkeiten. Entweder ne liebe die alles tut was verlangt wird und automatisch wieder in eine Abhängigkeit zurückfällt … oder mich daran erinnern, dass Bedingungen sich verändern, erweitern und auch verringern können!

Es gibt kein Versprechen das nicht heute noch geändert werden oder gelöst werden kann. Ich darf auch meine Bedingungen vorlegen ohne das jemand unterschreiben muss. Der der bleiben will, wird bleiben .Heute erlaube ich es mir, vieles auszusprechen und hinauszutragen, wenn ich es für angemessen und wichtig finde, und das auf einfachsten und kürzesten Weg … nicht immer „lieb und nett“, dafür immer ehrlich. 

#Schlussgedanke

Authentisch zu sein und zu leben ist nicht immer einfach. Das Leben verlangt sehr viel von Dir, mir uns allen. Wir alle brauchen eine Vielfalt in unserem SEIN. ICH auf jeden Fall :-). Und niemand kann es jedem recht machen . Was allerdings nicht schön ist, ist es sich selbst zu verlieren und das nur, weil Du immer korrekt, lieb und nett bist. Es wird immer Verluste auf beiden Seiten geben wie Du siehst, aber ich wünsche mir auch für Dich, dass Du Dich FÜR DICH und gegen andere Menschen entscheiden wirst, die Dir eine Liste mit Bedingungen in die Hand drücken!

Diesmal sehr lange #Gedankengänge von mir, aber mich kürzer zu fassen, fällt mir zwangsläufig immer schwerer :D! Schön das Du bei mir warst und wenn Du der Meinung bist – der Beitrag ist „teilenswert“ … dann nur zu, ich freue mich darüber :-).

Bis bald in meinen nächsten #Gedanken XO Sandra

 

Xo Sandra

Jetzt bist Du gefragt!

Hast Du Anregungen, Ergänzungen oder weitere Tipps für mich und andere Leserinnen? Dann freue ich mich auf Deinen Kommentar.

Ich möchte mit FrauenPunk viele Frauen erreichen und freue mich wenn Du diesen Artikel teilst und weiterempfiehlst. Ich bin Dir für jede Unterstützung dankbar!

Teile diesen Artikel mit Deinen Freundinnen …

2 Kommentare

  1. Karin

    Ja, die lieben Freunde…

    Ich glaube, ich bin zu ernst für viele Freunde. Oberflächliches Geplänkel liegt mir nicht. Was ich sage, meine ich auch so – bis in die tiefste Faser meines Herzens.

    Wenn mir jemand wichtig ist, gebe ich alles… Ich wäre eine zuverlässige Freundin.

    Doch leider macht es diese bedingungslose Hingabe nicht leichter. Sie macht den Leuten Angst. Die wenigsten wollen eine so tiefgreifende freundschaftliche Beziehung. Sie wollen nicht ihr innerstes preis geben und fürchten sich vor der daraus resultierenden Nähe.

    Und andersherum kann ich diese oberflächliche Freundschaft, die aber doch in mein Leben eingreift, nicht leben.
    Ich wollte schlichtweg an der Uni keine Kurse belegen, die mich nicht ansprachen, nur weil die anderen sie belegten. Ich saß dann lieber alleine in einem nicht so populären Kurs, der mich aber interessierte.
    Ich gehe nicht in hippe Bars, bloß weil sie aktuell in Mode sind, obwohl ich die Drinks zu teuer, das Klo zu schmutzig, die Luft zu stickig finde und der Musikgeschmack nicht meiner ist. Nur, weil meine „Freunde“ da hinrennen. Es müssten schon sehr gute Freunde sein, damit ich mein Wohlbefinden ihnen zu Gunsten hintenan stelle.

    Dann stellt sich die Frage danach, was war zuerst da? Das Huhn oder das Ei?

    Als ich jünger war, litt ich sehr darunter, nur wenige Freunde zu haben und fühlte mich stets ausgeschlossen, unfähig, alles etwas leichter zu nehmen. Ich fragte mich immer: „Wofür all die Mühe, wenn ich dann doch auf niemanden zählen kann?“

    Denn auch diese Erfahrung habe ich bei vermeintlichen Freunden gemacht. Wenn es dann drauf ankommt, bleiben ohnehin kaum welche übrig.

    Und vielleicht, vielleicht betonen alle so sehr die Freundschaft, weil sie sich insgeheim nach Tiefe sehnen. Man kann auch unter vielen Menschen völlig allein sein.

    Echte Freundschaft ist selten.
    Echte Freundschaft muss nicht ewig halten. Freunde begleiten uns auf unseren Lebenswegen. Wenn die einen gehen, machen sie Platz für andere.

    Aber es ist ein Irrglaube, dass Quantität vor Qualität steht. Ich darf mein persönlicher Türsteher sein und durchaus sagen „Du kommst hier nicht rein“.

    Liebe Grüße
    Karin

    Antworten
    • sandra

      Liebe Karin,
      ich bedanke mich für Deine so wunderbaren Gedanken! Du hast es super zusammengeschnürt … dieses Paket „Freundschaft“.
      Das die meisten Menschen keine tiefer gehenden Freundschaften möchten, liegt glaube ich nicht nur daran das sie es nicht wollen – vielmehr glaube ich, dass sie es NICHT können!

      Menschen haben es verlernt, zuzuhören, im Gespräch „dabeizubleiben“. Für mich würden aber NUR solche Menschen als „Freunde“ bezeichnet werden!
      Und da bin ich auch ganz bei Dir. Etwas anderes kommt für mich nicht in Frage.
      Ebenso wie auch ich kein Herdentier bin. Ich finde es super wenn Du Deinen ganz eigenen Wege gehs und nicht der Menge hinterher rennst.

      Und das Freundschaft auch „brechen“ kann und darf, ist auch normal. Nichts oder selten hält etwas ewig und konstant. Menschen verändern sich. Sie entwickeln sich weiter oder auch nicht und das passt eben nicht immer.
      Dein letzter Absatz gefällt mir sehr! 🙂
      „Du kommst hier nicht rein“. SUPER und so soll es auch sein.

      Pass gut auf Dich auf
      Ciao, SANDRA

      Antworten

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert