Das Gefühl wenn Stille herrscht … Du kommst nach deinem Arbeitstag nach Hause, bist geschafft – und doch wieder auch nicht. Du hast dir fest vorgenommen heute Abend mal so richtig zu entspannen und faul zu sein. Dein Wohnungstüre nähert sich und somit sind auch schon die ersten Gedanken wieder da, wie „was ist zu Hause noch zu tun …“
10 Min in der Wohnung – ist es wieder da – dieses Gefühl, dass dich immer dann aufsucht, wenn du mit dir alleine bist, wenn Stille herscht. Wenn grad mal Zeit wäre um die Schuhe auszuziehen und die Füsse hochzulegen.
Die Stille und du kannst nicht entspannen
Jeder Mensch ist im Normalfall in der Lage sich zu entspannen. (Im Normalfall!) Es gehört zu unseren innersten Betriebssystemen, die uns schon als Baby mitgegeben wurden. Wenn uns dieser „Relax-Faktor“ schon über einen längeren Zeitraum abhanden gekommen ist wissen wir unser Betriebssystem ist gestört. Erste Anzeichen dafür sind auch die fehlende Konzentration, wir neigen zur Ungeduld und wir können einfach nicht Abschalten und zur Ruhe kommen.
Irgendwann – den Kopf voller Gedanken – schlafen wir möglicherweise vorm TV ein, statt ins Bett zu gehen. Ein interessanter Beitrag oder eine Doku halt uns auf dem Sofa fesst. Kaum läuft das Programm, sind wir auch schon down under.
Ich hatte dieses Problem sehr lange Zeit, ich brauchte TV um überhaupt schlafen zu können. Die Ruhe im Schlafzimmer war alles andere als ermüdend. Mein Arzt sagte damals dieser Fernseh-Schlaf sei alles andere als gesund und regenerierend. Man schläft ein ohne richtig abzuschalten, das Unterbewusstsein nimmt während dieser Einschlafphase den ganzen Müll aus dem TV-Programm auf. Reizüberflutung pur! Alles andere als ein gesunder ruhiger Schlaf und nicht gut für unseren erschöpften Körper.
Schlaftrunken schleppte ich mich dann oftmals ins Bett, oft davon gefolgt, dass ich panisch aus dem Schlaf aufschreckte. Ich fand selbst in meinen Träumen keine Ruhe. Begleitet wurde das Ganze mit Herzrasen und Beklemmungen, oft auch die Angst Sterben zu müssen. Ich war auf der einen Seite froh als ich den Weckton hörte, anders rum war ich total gerädert und fühlte mich schwach und unausgeschlafen.
Jeder kennt und hat mal diese Phase, wo es in im Job mal stressiger ist. Man muss Überstunden schieben oder das Betriebs Klima hängt grad etwas schief. Das heisst dann wir sind kopftechnisch mehr verplant. Leichter reizbar, und im Schlaf finden wir auch nicht die Ruhe, wie wir sie eigentlich brauchen würden. Darf alles mal sein und gehört zum Alltag. Kritisch nur wenn sich diese Phase über längeren Zeitraum erstreckt.
Ein schleichender Prozess
Leider ist das ganze ein schleichender Prozess. WIR und unser Umfeld nehmen die ersten Anzeichen gar nicht wirklich war. Die nicht wahrgenommene Erschöpfung – ein erstes Warnsignal und die Vorstufe eines stillen BURNOUTs.
Mir ist auch aufgefallen, das Menschen die ihre ganze Leidenschaft in ihren Beruf legen, engagiert sind und auch immer gute Laune (tagsüber) vorlegen, die am meisten betroffenen Menschen sind!
Viele von euch werden dieses BURN OUT Thema vielleicht auch schon gar nicht mehr hören können. Es wird ja sehr viel darüber geschrieben und zerredet.
Als „Mode-Krankheit“ deklariert…
„Fahr einen schicken Wagen … und leg dir ein Burn Out zu.“, das war mal ein Spruch den ich hörte, und der mir bis heute in Erinnerung geblieben ist! DAS sagen dann die, die keine Ahnung von nix haben, aber überall ihre Klappe aufreissen!
Ich find es ist ein Thema das uns immer wieder begegnen wird, möglicherweise bekommt es einen anderen Namen – schickeren Namen, keine Ahnung. Die Thematik bleibt trotzdem die gleiche.
Die ersten Anzeichen
Wahrscheinlich können die Betroffenen Parallelen ziehen.
Ich hatte plötzlich den verstärkten Drang und Zwang mich beweisen zu müssen. Ich vernachlässigte meine eigenen Bedürfnisse und warf mich noch mehr in die anfallenden Projekte. Wenn Konflikte in Anmarsch waren – die radierte ich aus und von Problemen wollte ich sowieso nix hören. Ausserdem veränderte ich mein gewohntes Verhalten und wenn mich jemand darauf ansprach, ging ich auf Rückzug. Ich verlor das Gefühl meiner eigenen Persönlichkeit und war zudem innerlich komplett leer. Ich fühlte gar nichts!
Ausser den Drang von der Stille und Ruhe zu fliehen! ARBEITEN – das befriedigte mich. Ich musste aber sehr bald fest stellen, dass ich meine Leistung nach und nach verlor und nicht mehr bringen konnte. Resultat: Unzufrieden mit mir selbst.
Es war immer sehr sehr wichtig viele Menschen um mich zu haben, nur um keine Ruhe zu haben, nichts durfte „einschlafen“. Je mehr Gewusel und Lärm herrschte, desto sicherer und abgelenkter fühlt ich mich.
Doch in der damals, wie ich heute weiß, beginnenden Anfangsphase meines BurnOuts, ertappte ich mich wie langsam jegliche Art von Terminen absagte oder umlegte, nur um zu Hause zu bleiben bzw. bleiben musste.
Tat mir anfangs der ganze Trubel gut und war angenehm, machte er mich jetzt fast wahnsinnig! Dinge die ich vorher kaum wahrnahm, so wie das Ticken einer Uhr – Klimaanlage in der Firma – Stimmfarben von Menschen zb. machten mich verrückt und aggressiv. Alles was zu Hause abzustellen war, stellte ich auf off. Wahninnig zu werden, stellte ich mir damals genauso vor, ein schreckliches Gefühl.
Dazu kamen Angst, grosse Zweifel und ein riesiger Druck von Aussen. Mein Magen fuhr 8er Bahn und die immer stärker werdenden Rücken- und Nackenbeschwerden trieben mich dann endlich zum Arzt.
Ich schämte mich so „schwach“ zu sein und um Hilfe zu bitten. Versuchte sogar nochmal ein gutes Schauspiel vor meinem Arzt zu spielen, mit schlechtem Ausgang. Nichts ging mehr, meine Akkus waren leer … Game over, rien ne va plus.
Es folgte der totale Zusammenbruch. Es war mein 2tes Burnout, dem schenkte ich mehr Beachtung.
Burnout und was kommt danach?
Ich habe nach meinem 1sten diagnostizierten Burnout den Fehler gemacht, es sehr locker zu nehmen. Ich fürchtete um meinen Job und startete viel zu früh wieder in die Arena. Damals ging es mir wahrscheinlich um die Anerkennung der anderen, Schwächen kam für mich nicht in Frage! Nur Versager haben Schwächen …
Ein grosser Denkfehler, den ich mit einem heftigen Rückfall bezahlen musste! Das volle Programm. Meine Arbeit war ich los, meine Gesundheit für eine längere Zeit auch.
Beim „2ten“ war ich vernünftig. Ich befolgte die Anweisungen meines Arztes, peppelte mich erstmals wieder auf, fuhr auf Reha und befasste mich mal mit MIR. Ich pfiff auf die „Anpassung“ – ich rebellierte und verweigerte das was mir nicht gut tat.
Ich nahm mir die Zeit, die ich für mich brauchte. GESUNDER GEIST = GESUNDER KÖRPER, eine Formel die treffend ist! Ich nahm eine gewisse Zeit eine SCHONHALTUNG ein, lernte viel über mich und von anderen. Eine Erfahrung, die nicht missen möchte, auch wenn es eine harte Zeit war.
Jetzt, im Nachhinein gesehen, war dieses Burnout ein Weckruf für einen besseren Weg, in ein besseres glücklicheres Leben.
Alles hat seinen Sinn im Leben – auch wenn die Erleuchtung erst etwas später eintritt :-)!
- Heute lass ich mich nicht mehr treiben. MEIN individuelles Tempo – die Balance ist wichtig!
- Energie auftanken! Mal hol ich SIE mir in der Ruhe, dann wieder in der Action – ICH brauch nämlich beides 🙂
- Ein wichtiger Bestandteil meines Tages ist Tagebuch schreiben. Den Tag nochmal „durchkauen“.
- Ich setze mir kleinere, erreichbare Ziele und versuche mich auch über kleine Erfolge zu freuen
Nur wer auf seinem Weg geht kann von Niemandem überholt werden!
Marlon Brando, ein kluger Mann 🙂
Zum Schluss möchte ich noch sagen:
DAS beste Gegenmittel zu einem Burnout ist, dass wir das Richtige aus dem richtigen Grund tun. ICH vertrau mir jetzt, meine Seele kennt immer die richtige Antwort! Achtet auf die ersten Warnsignale und was auch sehr hilfreich ist, versucht den übertriebenen Perfektionismus auszuschalten. DAS macht vieles lebenswerter! 🙂
0 Kommentare