Wir leben in einer Welt voll Ablenkungen. Da ist die STILLE ein echtes Geschenk geworden! Ich weiß aber auch, dass Stille etwas sehr Lautes sein kann, zumindest dann, wenn es rundherum ruhig wird und im Kopf sich auf einmal ganz viel auftut. Das ist eine logische Folge einer Stillephase. Mentale Resets … einfach mal nichts sagen. Dabei habe ich gelernt mein Gedankenwirrwarr zu stoppen.
Du hast es bestimmt schon oft erlebt, Du bist an einem Ort, wo einfach nichts zu hören ist … absolute Stille … schön und wohltuend … jedenfalls für den ersten Moment. Doch nach der ersten Feststellung und dem Satz „oh, hör mal, so ruhig, nur die Natur ist zu hören“, beginnt es innerlich laut zu werden. Je stiller es wird, umso mehr können wir hören. Ein ohrenbetäubendes Durcheinander in unserem Kopf! DAS wird uns aber erst bewusst, wenn wir mal ganz bewusst verstummen – nichts sagen!
Plötzlich wird es ganz hektisch im Kopf …
Für die, die es vielleicht noch nicht wissen – ich war noch vor gut zehn Jahren eine ganz andere Frau gewesen. Ich brauchte Trubel, ich suchte auch Ruheorte oder konnte mich an solchen entspannen … entspannen? Was war das damals überhaupt! Ich war ständig auf hundertzwanzig und Ruhe & Stille waren mir ein Fremdwort gewesen.
Irgendwann kam es wie es kommen musste. Burnout und unter anderem körperlich am Ende. Nichts ging mehr. Eine andere Phase in meinem Leben begann, um es kurz zu fassen. Zum Beispiel war ich sehr erstaunt, welche Gedanken in mir aufkamen, als ich für ein langes Wochenende an einem Schweigeretreat teilnahm. Mir wurde es empfohlen und ich wollte es probieren.
Sobald ich keine Ablenkung mehr hatte, dachte ich auf einmal an längst vergessene Momente, Menschen und Situationen. Ich erinnerte mich an das unglückliche Ende eines Jobs, den ich vor vielen Jahren hatte. Ich dachte plötzlich über meine neue Wohnung nach und ob die Auswahl des Sofas auch die richtige war. Am Ende war ich ziemlich frustriert von der ständigen Gedankenflut und beschloss, mich näher mit diesem Thema auseinanderzusetzen. Warum ist das so, dass unser Geist beim Schweigen nicht sofort zur Ruhe kommt? Vielleicht ist es auch wichtig?
Das laute Durcheinander im Kopf ist eine logische Folge der absoluten Stille. Wir nehmen eben erst dann unsere innere UNRUHE bewusst wahr. Unser Gedankenkarussell dreht sich unaufhörlich. Im Buddhismus wird das „Monkey Mind“ genannt. Die Ursache liegt in den zahlreichen und ständigen Ablenkungen im Alltag, denen wir andauernd ausgesetzt sind. Netflix, bis hin zu dem dauernden Informationsfluss über Nachrichten und der ständigen Beschäftigung mit dem Handy.
In den Therapien, die ich gemacht habe, wurde auf das „einfach mal nichts sagen“, SEHR großen Wert gelegt! Solche Zeiten des Rückzugs boten immer die Möglichkeit, mit der (meiner) Sucht nach Geschäftigkeit und Unterhaltung umgehen zu lernen. Es war oder besser gesagt, es IST der Schlüssel zu mehr innerer Ruhe und Frieden. 🙂 Denn in Wirklichkeit ist es total egal, ob wir uns für ein paar Tage in ein Kloster zurückziehen oder ein anderes Retreat. Es geht immer ums Prinzip: so wenig Ablenkung und so viel Stille als möglich!
Auf Stop drücken …
Das erste Mal habe ich richtige Stille kennengelernt und erlebt, als ich mich freiwillig einer Gruppe Frauen in der Therapie anschloss. Ich war damals schon relativ „reif“ ›lach‹, aber ich feierte gerne, war immer unterwegs. Und dann saß ich mitten unter Menschen, die alle so ihre Probleme hatten. Eine Woche dauerte das Experiment. Raus aus den Federn, um, ich glaube, es war halb 6. Und da saßen wir frühmorgens am Boden, eingedreht in Decken – vor den eigentlichen Therapien – zwei Stunden lang. Puhh …
Danach nahmen wir stillschweigend unser Frühstück ein. Ganz ehrlich? Ich dachte mir damals total überzuschnappen. ABER, der Gedanke veränderte sich nach dem dritten Tag: Ich fand es herrlich, mir selbst diese Auszeit des einfach mal nichts sagen zu schenken! Es war fordernd und aufschlussreich, zugleich.
Nachsatz:
Die Stille ist zu Beginn, einmal so gar nicht still! Sie ist laut und nimmt jeden Zentimeter im Kopf ein. Plötzlich gibt es da ganz viele laute Stimmen im Kopf, die sich melden und laut durcheinander schreien! All das beruhigt sich aber nach zwei, drei Tagen. Erst dann, wird die Stille wirklich spürbar! 🙂 Alles was ich danach erlebte, sah, schmeckte, roch … war irgendwie intensiver, so als ob ein „Filter“ entfernt wurde!
Ich habe in meinen Erfahrungen – auch in der Meditation – gelernt, zwanghafte Gedanken zu erkennen und mich dann besser von ihnen zu distanzieren. Mal in sich zu gehen … mal nichts zu sagen, ist ein sehr gutes Training, um unseren Gedanken Herr zu werden. Es ist ein schönes Gefühl, mit mir alleine zu sein. Es ist eine unglaubliche, wertvolle Zeit, die mir schon ganz oft den Tag gerettet hat.
Heute habe ich keine Angst mehr von der Stille … dem mal nichts sagen. Im Gegensatz zu damals, kann ich richtig genießen! Ich bin verletzlicher geworden, aber traue mich ehrlich zuzugeben, wenn es mir nicht gut geht. Mit mir und meinen Gedanken alleine sein zu können und niemanden zu brauchen, ist für mich sehr befreiend.
Angst vor der Stille zu haben, bedeutet eigentlich nur, ANGST vor sich selbst zu haben … und DAS, braucht kein Mensch. ›zwinker‹
Das, waren heute meine „stillen“ Gedanken für Dich.
Ich wünsche Dir, dass auch Du jede freie stille Zeit genießen kannst.
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