Hochsensible Menschen haben ein besonders empfindliches Nervensystem. Sie nehmen dadurch mehr auf und reagieren wesentlich empfindlicher auf Reize als andere Menschen. „Sensibel“ kommt ursprünglich aus dem Lateinischen und bedeutet nichts anderes als „der Empfindung fähig“.
Von hochsensibel spricht man, wenn Gerüche, Geräusche, Stimmungslagen und Sinnzusammenhänge intensiver wahrgenommen werden als bei anderen Menschen. Die Eindrücke werden viel tiefer verarbeitet und führen meist schneller zu einer Überstimulation als bei jemandem der nicht so sensibel reagiert.
Wie unterscheiden sich hochsensible von „normalen“ Menschen?
Viele sagen es sei eine Gabe im Besitz einer Hochsensibilität zu sein! ICH gehöre selber zu den 20% die diese Sensibilität besitzen. Ich finde es kann auch sehr grosse Probleme mit sich bringen!
Positive Aspekte gibt es natürlich auch:
- Eine ausgeprägte Fähigkeit zwischen den Zeilen lesen zu können
- Hohe Feinfühligkeit
- Starker Gerechtigkeitssinn
- Intensives Empfinden
- Genauigkeit und Verlässlichkeit
- Hohe Kreativität
- Sehr gute Wahrnehmung von Details
Die negativen Dinge sind hingegen:
- Überempfindlichkeit
- Schreckhaft
- Rasch gereizt
- Sehr hohes Rückzugsbedürfniss
- Hohes Überforderungsgefühl
- Geringe Stressresistenz
Im Job kann es sehr oft passieren das hochsensible Mitarbeiter oft grosse Konzentrationsschwierigkeiten haben. Das ständige Klingeln des Telefons oder eine hohe Geräuschkulisse durch Gespräche anderer Kollegen können schon zu den Stressfaktoren zählen! Manche brauchen dann in den Pausen absolute Ruhe, denn sie würden in den grossen Gemeinschaftsräumen sterben. Aber grundsätzlich besteht das Bedürfnis nach Akzeptanz um das persönliche Potential entfalten zu können.
Hochsensible Menschen brauchen keine „Sonderbehandlung“
Nein – brauchen wir nicht, es sollte nur so mit einem umgegangen werden, das wir uns in unserem Umfeld wohlfühlen. Wertschätzender Umgang von und mit Führungskräften und Kollegen zum Beispiel. Hochsensibilität ist hier bei uns noch weitgehend unbekannt. Es soll auch keinesfalls als neue „Krankheit“ oder so gesehen werden. Nur leider wissen noch sehr wenige Menschen über Hochsensibilität Bescheid. Selbst ich wusste nichts davon, dass ich betroffen bin und zu diesem Menschentypen zähle! Ich merkte nur das ich immer anders reagierte auf verschiedenes als Kollegen oder Freunde. Die anderen waren in meinen Augen „normal“, ICH hatte ne Macke Punkt aus.
Aufgeklärt wurde ich vor Jahren als ich mein erstes Burnout hatte. Es wurde mir auch gesagt, die meisten Menschen nicht wissen, dass sie hochsensibel sind. Ja und ich soll es als Gabe sehen.
Schon als junges Mädchen hatte ich dieses extreme Feinfühligkeit. Schlimm wurde es je älter ich wurde. Bis heute. Ich bin sehr hart im nehmen und hab eine wirklich hohe Schmerzgrenze. Wenn ich zu hören bekomme, was oder woran ein Mensch gerade operiert wurde, fühle ich mich als würde ich selber gerade ohne Narkose auf den OP Tisch liegen! Mein letzter Fall war am Strand, als ich eine junge Frau sah die nur 1 Arm hatte, die andere Schulter samt Arm fehlten. Selbst jetzt wo ich darüber schreibe, fängt mein linker Arm an zu schmerzen … verrückt … ist aber so! Und ich kann es auch nicht ändern. Wo wir wieder beim Thema wären … als Gabe sehen!
Aber wie gehe ich richtig damit um?
In erster Linie ist es wichtig zu wissen was einem gut tut und was einem schadet! ICH beispielsweise werd mich nicht freiwillig in eine Tierarzt Praxis setzen und den humpelnden Vierbeinern zusehen, weil selbst DAS spür ich und mein Herz blutet dabei…. Also ganz wichtig an seiner eigenen Residenz arbeiten. Dazu gehört aber auch, seine Arbeit und seine Freizeit so zu gestalten, dass man aus ihr Kraft und Freude schöpfen kann und dabei glücklich ist.
Ganz wichtig finde ich, ist auch Aufklärungsarbeit zu leisten – für Menschen die HSM (hochsensible Menschen) belächeln. Die Psychologin Elaine Aron (eine Amerikanerin), hat das erste mal 1996 über dieses Phänomen der Hochsensiblen Person und geschrieben. Die Anzahl der betreffenden Personen wächst. Wissenschaftlich ist aber ein noch sehr junges Gebiet, indem es noch sehr viel zu erforschen gibt.
Hochsensibilität ist in der Gesellschaft nicht gerne gehört
In der Gesellschaft ein fast negativer Ausdruck! Eine hohe Empfindsamkeit wird oft mit geringer Belastbarkeit – nicht normal, gleichgesetzt. Mit schwach und nicht leistungsfähig assoziiert. Unsere ach so tolle Ellbogengesellschaft stellt nur Menschen aufs Treppchen die etwas leisten. Extrovertiert sind und über Leichen gehen! Die Jugendlichkeit und Materialismus über alles stellen. Die sich im Scheinwerfer Licht überaus wohl fühlen und wenn die Überreizung dann doch mal zu gross wird, sich immer noch Schmerzmittel einwerfen können!
Leider ist es so, dass die „Normal- und Nichtsensiblem“ entscheiden was normal ist und was uncool ist! Auch die Rahmenbedingungen werden von den gleichen bestimmt.
Doch für das Verdrängen der HSM wird die Gesellschaft früher oder später einen hohen Preis zahlen müssen. Sie wissen nämlich nicht wie es ist, Dinge und Stimmungen wahrnehmen zu können, die an anderen Menschen einfach vorbeiziehen!
Diese Fähigkeit bildet nämlich die Basis für Intuition, Innovation und Kreativität. Es entstehen einfühlsame Kommunikationen und das kann eine enorme Bereicherung sein.
Fazit:
In der Zwischenzeit hab ich gelernt damit umzugehen, ich erlebe vieles intensiver, fühle tiefer und ich kann mich berühren lassen von den Gefühlen und Stimmungen anderer Menschen wenn ich das möchte. HSM Menschen sind einfühlsamer als andere und merken meist schon vorher wie es jemanden geht. Wir blicken einfach „tiefer“.
Unser Weg ist die Achtsamkeit.Ein waches Empfinden für den Gesamtzustand, bis das innere Gleichgewicht bei allem Tun und Leben spürbar ist. Die Herausforderung für uns Sensiblen ist, dafür zu sorgen, dass die Umgebung zu unseren eigenen Bedürfnissen passt! Nimm dich selber wahr und akzeptiere dich! Es gibt keine schematische Behandlung dafür, jeder hochsensible Mensch muss sich seine eigene Wohlfühlzone zimmern. Beruflich wie auch privat. Und genau DAS kann wundervoll sein!
Bin grade ganz erstaunt, habe das eigentlich nur gelesen, weil mein Exfreund so extrem feine Antennen hatte und ich es deshalb interessant finde, habe mich aber zu 100% in der Beschreibung wiedererkannt. Ich war schon immer anders, seit der Kindheit, aber jetzt weiß ich endlich was es ist.
Guten Morgen Sabine!
Freut mich natürlich wenn ich dir helfen konnte! Ein Problem ist es allerdings, daß viele Betroffene nicht
darüber sprechen, da sie meinen, es kann nicht „normal“ sein, solche Antennen, wie du es so richtig beschreibst,
zu haben. Und so tänzelt man im Ungewissen und schweigt … zieht sich in manchen Fällen sogar immer mehr zurück!
Aber ich kann DIR versichern, wir sind mit einer Gabe ausgestattet worden die wir positiv nutzen sollten! 🙂
Wir können gut zuhören und merken uns Kleinigkeiten, unser Sinn für Ästhetik ist ebenso perfekt und wir gehen in
die Tiefe, beschäftigen uns gerne mit einer Sache im Detail! Und unsere Sinneswahrnehmung im zwischenmenschlichen
Bereich … dafür bin ich sehr dankbar! 🙂
Das waren nur ein paar Vorzüge die ich genannt habe, aber halte es dir immer vor Augen „anders sein“, ist nicht
verkehrt! Danke dass du mich besucht hast und mir/uns deine Gedanken geschenkt hast. Vielleicht bis zum nächsten
Thema, ich würde mich freuen!
Schöne Restwoche und GLG Sandra
Bin schon über 60 und beschäftigte mich seit 2jahren mit dem Thema.
Fühlte mich auch immer anders, bin froh über den Austausch, versteh mein Leben rückblickend total viel besser, vielen Dank für den aufschlussreichen Bericht.
Hallo Marianne!
Schön das Du Dich damit auseinandersetzt, das Alter spielt dabei Keine Rolle, Hauptsache Du setzt Dich damit auseinander. 😀
Ich habe auch erst sehr spät damit begonnen, mich mit meinen unterschiedlichsten Themen, die mir mein Leben als „Aufgabe“ gestellt hat, genauer anzusehen um daraus für meine Zukunft die richtigen Entscheidungen treffen zu können.
Ein herrliches Gefühl nicht wahr?
Danke das Du mich gelesen hast :-), eine schöne Zeit und alles liebe
Sandra