Angst ist normal und dient dem Menschen als Schutzmechanismus und als lebensnotwendiges Gefühl. Sie hilft dir Gefahren zu erkennen und richtig zu handeln … allerdings rede ich hier von der „normalen „Angst. Wenn jedoch dein Herz hämmert, dir der kalte Schweiss am Körper entlang läuft und du meinst keine Luft mehr zu bekommen, hat DAS mit normaler Angst nichts mehr zu tun. Panikattacken können ein /dein Leben bestimmen! Die Angst vor dieser Angst beginnt.
Meine erste Begegnung damit liegt 7 Jahre zurück
Eine Zeit voller Stress und ein einschneidendes Erlebnis stellte mein Leben auf den Kopf. Wieder einmal habe ich Sonderdienst geschoben, es waren bereits jetzt schon mehrere Wochen, die ich so arbeitete. Ich flüchtete in die Ablenkung, wollte zwar gern mal wieder ausspannen aber ich hielt es in der grossen Wohnung ganz alleine einfach nicht aus.
Ich kam nach Hause und freute mich nach Essen und Duschen einfach nur auf mein Bett! Schlafen … lange schlafen… sehr lange … Es dauerte nicht sehr lange und ich kippte in einen tiefen Schlaf. Den Moment als und wodurch ich wach wurde werde ich nie vergessen. Ich riss meine Augen auf und merkte das ich nass geschwitzt war, mein Herz pochte so stark das ich meinte es platzt! Ich bekam fasst keine Luft und der Druck und das ziehende Stechen in meiner Brust machten mich total panisch. Ich riss die Schlafzimmertüre auf und schnappte nach Luft. Mein ganzer Körper zitterte und ich wusste nicht was los war. Gedanken wie Herzinfarkt und ich müsste jetzt sterben überkamen mich.
Nach ungefähr 30 Minuten war dieses Spektakel vorbei. Nass geschwitzt und vollkommen erledigt als wär ich einen Marathon gelaufen, saß ich bei 0 Grad halb nackig auf der Terrasse. Ich traute mich trotz enormer Müdigkeit nicht mehr meine Augen zu schliessen, die Angst das so etwas nochmal passieren könnte war einfach zu gross!
Ich war noch nie so glücklich darüber Menschen zu hören und zu begegnen, als ich am Weg zum Arzt war! Ich sagte mir auch ständig, wenn etwas ist, die können mir wenigstens sofort helfen. Im Wartezimmer dachte ich über die letzte Nacht und die Tage zuvor nach. Was ist los mit mir? Wie kann es sein, dass mich so ein Extremzustand mitten in der Nacht so plötzlich aus dem Schlaf holt? Hab ich schlecht geträumt? Oder bin ich krank …
Alleine diese Gedankengänge und das langsame Füllen des Wartebereiches versetzten mich allerdings schon wieder in eine Art Vakuum – Gefühl! So als würde ich gleich ohnmächtig werden. Die Stimmen klangen wie ein Echo und ich begann schon wieder zu zittern, Hände und Füsse wurden taub. DAS war mir in der Nacht nicht aufgefallen …
Mir kann nichts passieren, hier sehen es alle wenn ich plötzlich weg drifte, das dachte ich mir und irgendwie dauerte dieser Zustand nur kurz. Aber er war ein weiteres Mal da. Innerhalb von 5 Stunden!
Panikattacken – sie können dein Leben bestimmen
Körperlich und organisch in Ordnung – es sind Panikattacken, die ohne sich vorher anzukündigen, plötzlich da sind. So ist es jedenfalls bei mir. Aus dem Nichts! Ganz plötzlich! Und von einem Tag auf den anderen … Viel Stress und Erlebnisse, die einem tief im Nacken sitzen, können ausreichen um den psychischen Stress in eine Angstreaktion umzuwandeln. Wurde mir erklärt. Der Körper mobilisiert in solchen Phasen alle Kräfte die er hat. Der Puls schnellt in die Höhe, das Herz rast, die Panik ist da. Und DAS kann aus heiterem Himmel kommen.
Mein Grübeln über die Nacht zuvor war der Auslöser einer weiteren Attacke, sagte mir mein Arzt. Sobald man das Erlebte hinterfragt und nach Ursachen sucht, beginnt eigentlich der Teufelskreis. Es verstärkt die Furcht das irgendetwas nicht in Ordnung sei, es ist die Angst vor der Angst, die dich aus dem Alltag reisst!
Nicht darüber nachdenken funktioniert anfangs überhaupt nicht!
Gut und schön. Ich wurde, mit der Diagnose (auch vom Facharzt bestätigt) unter Panikattacken zu leiden, entlassen. Das wusste ich jetzt. Es half mir aber nix! Sie waren da, jeden Tag, oft 2-3 mal am Tag. Die Dauer war immer unterschiedlich, von 10 min bis zu beinahe einer Stunde beherrschte mich dieses Gefühl! Jedesmal war für mich der Tot so nahe … und da sollte ich nichts hinterfragen? Nicht darüber nachdenken? Es „einfach“ so hinnehmen und akzeptieren? DAS sollte mir mal jemand zeigen wie das gehen soll.
Bei mir wurde es so schlimm, dass Bus oder Bahn fahren, sowie viele Menschen die an einem Ort versammelt waren oder an den Kassen im Einkaufsmarkt anstanden, zu einer richtigen Bedrohung wurden! Ich traute mich nirgends mehr hin. Meine Einkäufe machte ich kurz vor Geschäftsschluss. Meine sozialen Kontakte cancelte ich bis auf 2 oder 3. Immer war die Angst dabei. Was ist wenn ich unterwegs bin und ich bekomme eine Panikattacke? Ich kann nicht weg usw! Um Plätze, die ich früher gerne besuchte, machte ich jetzt einen grossen Bogen!
Ich folgte dem Rat meiner Ärztin
Es dauerte einige Zeit bis ich mich dazu überwinden konnte mir „Hilfe“ zu holen. Da ich es alleine wirklich nicht schaffte und es immer schlimmer wurde suchte ich mir einen Psychologen, ich lies mich auf Medikamente ein und erlernte bestimmte Strategien, um den Alltag leichter zu meistern. Ich begann eine kognitive Verhaltenstherapie – typisch bei Panikstörungen.
Dabei ging es darum sich seiner Angst zu stellen. Also sich genau den Situationen stellen, wovor du am meisten Angst hast! Eine Panikattacke bewusst zu durchleben, um zu erfahren das dir nichts passieren kann … Ich machte diese Behandlung im Zuge einer anderen Behandlung stationär. Viele brachen die Therapie ab, weil sie es nicht aushalten konnten. ICH hielt durch, ich wollte das es mir wieder besser ging und ich wollte wieder ein „normales“ Leben führen! Auch wenn ich wusste das meine Angstzustände nicht verschwinden würden, sondern das ich es lernen würde damit richtig umzugehen. Eine sehr schwere und kräfteraubende Zeit die intensiv in der Klinik durchlebt wurde. Zu Hause aber klarerweise weiter geübt werden musste.
Diese Therapie half mir in mein Leben zurückzufinden
Heute sehe ich eine kommende Panikattacke als Zeichen, dass etwas gerade nicht stimmt. Und noch etwas, was möglicherweise für dich etwas krass klingen wird, aber die Auseinandersetzung mit dem Tod, haben mir dabei geholfen mein Leben etwas mehr zu schätzen! Die Therapie hat mir geholfen mit meiner Angst, die immer wieder mal „hallo“ sagt, richtig umzugehen. Ich reagiere richtig und weiß wie ich mich verhalten muss. Ich komm mir nicht mehr blöd vor, einfach aufzustehen und die Gesellschaft zu verlassen um mich zurück zu ziehen wenn es mir zu viel wird. Es gehört eben zu mir so wie für andere ein Muttermal mehr auf der Haut. So sehe ich das heute. Arbeiten muss ich dennoch immer noch daran, nur hab ich es akzeptiert und dadurch fällt es wesentlich leichter! 🙂
„Wer leise Angst hat, sollte sich laut davon befreien, in dem er unüberhörbar schweigt!“
Kennst du das Gefühl ebenso? Wie gehst du damit um? Was hat DIR geholfen oder woran arbeitest du im Moment damit es dir besser geht? Wovor hast DU Angst? Endlose viele Fragen, deren Antwort mich aber alle sehr interessieren!
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