Gleichmütige Gelassenheit, innere Ruhe, coole Klarheit … all diese Eigenschaften stehen in unserer Gesellschaft für ein professionelles Auftreten. Nur wer wie ein Fels in der Brandung steht oder immer und überall „kühlen“ Kopf bewahrt, gilt in unserer Gesellschaft als taff. Aber sind Gefühle zeigen nicht etwas ganz Natürliches?
Die Tatsache, dass Emotionen in der Öffentlichkeit weitestgehend unerwünscht sind, zeigt, wie sehr wir den Umgang mit ihnen verlernt haben. Wer im Supermarkt aus der Haut fährt, oder beim Arzt seinen Tränen freien Lauf lässt, hat sich offensichtlich nicht wirklich unter Kontrolle. Ich weiß, wie ungesund es ist, seine Emotionen zu verbergen! Und ich weiß, wie heilsam es ist, offen und ehrlich mit IHNEN umzugehen. Warum wir sie brauchen und wie sie uns zufrieden machen …
Ohne Gefühle und Emotionen können wir nicht leben …
Es ist noch immer so – Gefühle werden in unserer Gesellschaft sehr oft negativ „abgestempelt“. „Jetzt reiß Dich doch mal zusammen, muss das wirklich in der Öffentlichkeit sein? Muss das jeder mitbekommen?“ So oder ähnliches klingt mir noch in meinen Ohren. Wenn ich darüber rückblickend nachdenke, wurde von mir immer verlangt, mich in der Öffentlichkeit möglichst unauffällig, anständig und angepasst, zu verhalten. Egal, wie es mir ging! Es begann im Kindergarten und hörte eigentlich niemals auf. Vielleicht kennst Du das auch.
Die Folgen der ständigen Unterdrückung unserer Gefühle und Emotionen wurden bzw. werden sichtbar. Denn unterdrückte Gefühle suchen sich ihren Weg eben auf andere Weise. Die Formen sind uns allen klar: psychische Erkrankungen, Burnout oder Depression … diese Erkrankungen sind in aller Munde.
Ich stand 2010 vor meinem zweiten Burnout, hatte eine weitere Episode der Depression und so viele Baustellen in meinem Leben, dass ich keine Perspektive erkennen konnte. GEFÜHLE, waren mir bis dahin ein Fremdwort gewesen. Falls sie sich hin und wieder doch mal im Außen gezeigt haben, habe ich mich zu Hause verschanzt und darauf gewartet, bis all das Drama, an für mich nicht angebrachten Gefühlen, vorbei war! Mit anderen darüber reden? Dazu vielleicht auch noch stehen? Never!
Heute weiß ich, wäre ich mir meiner Gefühlen bewusst gewesen und hätte ich die Möglichkeit gehabt, mit mir vertrauten Menschen darüber zu reden, dann wäre ich gar nicht erst noch tiefer „abgestürzt.“ Ich hätte viel früher reagieren können, auf DAS, was mir meine Gefühle, meine Emotionen und Tränen mir sagen wollten.
Ich weiß durch diese Erfahrung, wie wichtig es ist, Gefühle zu zeigen. Nur so kann man ein ausgeglichenes und authentisches, zufriedenes Leben führen. Ich habe jede einzelne Emotion, jedes Gefühl in all seinen Facetten kennengelernt. Echte Traurigkeit, Wut, enorme Angst, aber später auch wunderschöne Glücksgefühle, echte bedingungslose Liebe. Ich nahm die Möglichkeit an, mich um mich und meine jahrelangen unterdrückten „Kinder“ zu kümmern. Sie kennenzulernen und ihnen den Raum zu geben, den sie nie hatten.
Wie viel Platz schenkst Du Deinen Gefühlen im Leben?
Aus eigener Erfahrung weiß ich, das alles geht nicht von heute auf morgen! Erst recht nicht, wenn wir unser Gefühlsleben jahrelang – vielleicht Jahrzehnte – ausgeblendet, weggesperrt oder unterdrückt haben! Ohne Hilfe von Außen würde ich noch immer im Dunkeln wandern. Ich selbst wurde in den Phasen intensiver Persönlichkeitsentfaltung von Menschen, die dafür da sind, unterstützt. Selbst das „Weinen“ wurde mir wieder beigebracht und es dauerte sehr lange bis ich Tränen loslassen konnte. Was war das für ein erleichterndes Gefühl! ›lächel‹ Jetzt stellt sich aber die Frage, WARUM unser Gefühlsleben so notwendig ist. Ein paar Punkte habe ich zusammengefasst für uns:
- Leider weiß unser Verstand NICHT immer, was das Beste für uns ist. Wir ignorieren unsere Gefühle öfter als wir meinen. Das sollten wir nicht tun, denn hören wir auf unsere Gefühle, bekommen wir wichtige Informationen, die auf einer ganz anderen „Geraden“ liegen.
- Unsere Emotionen und Gefühle sind die Sprache unserer Seele … sie machen unsere Bedürfnisse SICHTBAR!
- Gefühle lügen nicht. Es ist der Verstand, der uns gerne etwas vormacht. Sich unbedingt anders verhalten möchte als unsere Emotion und unser Gefühl. Der Verstand ist ein wahrer Meister, uns unser Leben zu „konstruieren“. Es fällt sicher manchmal schwer, zwischen fühlen und denken zu unterscheiden. Aber je intensiver wir unsere Gefühlswelt wahrnehmen und ihr Platz verschaffen, umso leichter wird es uns fallen zu differenzieren. 😀
- Nur wenn wir FÜHLEN, wissen wir, wie es uns wirklich geht! Was wir in diesem Moment brauchen und was wir besser sein lassen sollten. (Selbstliebe)
- Emotionen, Gefühle, Tränen … all das verbindet. Unsere Mitmenschen können uns „lesen“, wenn wir uns so zeigen wie wir sind und wie es uns geht. Zeigen wir uns verschlossen, trennt es uns von den Menschen, die wir gerade jetzt brauchen würden. Zeigen wir uns ECHT, werden wir mit dem HERZEN gesehen und echte Verbindung entsteht.
- Mein neu geborenes Innenleben, so reich an verborgenen Gefühlen, hat mich ins JETZT zurückgeholt. Meine Wahrnehmung ist lebendig. Mein Fokus klar. Gefühle möchten, nein, MÜSSEN fließen. Erlauben wir es, entstehen ganz neue Möglichkeiten. 🙂
- Vor allem aber machen sie uns gesund, glücklich … ja manchmal auch traurig und verletzlich. Aber auch das gehört zu unserem Leben. Unterdrückte Gefühle suchen sich sonst andere Wege, um gesehen zu werden. Erschöpfung, Krankheit, Depression … sind die Folgen. Ich hab alles durch. Laden wir unsere Gefühle ein, werden wir zufriedener, kraftvoller und viel ausgeglichener!
Eines noch zum Schluss:
Bewerte und urteile nicht. Ein ganz wichtiger Punkt. Denn unser Versand, möchte meist vorschnell sein Urteil abgeben über das, was in unserer Gefühlswelt so los ist! ER, hat jetzt mal Pause. 🙂 Ziehe Dich zurück und beobachte, denn ALLE Gefühle haben ihre Berechtigung! Egal wie intensiv, verrückt, unangenehm oder intensiv sie sind! Lass sie fließen … lass sie raus … lass sie zu. Nur so können sie sich ausdrücken und, wenn nötig, auch auflösen. ›lächel‹
Ich wünsche Dir eine spannende Reise mit Deinen Gefühlen und eine gute Zeit. <3
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