Wir verbringen durchschnittlich 374 Tage unseres Lebens mit warten. Wir warten an der Ampel, am Flughafen, beim Arzt, auf eine neue Wohnung, eine neue Liebe oder auf einen tollen Job. Dieser Leerlauf führt nicht zur Erholung, sondern gibt uns oft das Gefühl unsere wichtige Zeit zu vergeuden. Wir nennen es auch oft sehr gerne „verlorene Zeit“.
All dieses uns so bekannte Warten gehört zum Leben.
Manchmal aber gerät unser Leben ungewollt in eine Wartephase. Durch Krankheit ausgelöst … oder man verliert beispielsweise seinen Job, oder man hat ein Ziel vor Augen das man anstrebt. Diese Phasen können Wochen, Monate und Jahre dauern. Wir haben oftmals keinen Einfluss auf diese Situationen. Es bleibt uns nichts anderes übrig, als zu warten.
Mir erging es die letzten Jahre so. Mein Job der mich nicht mehr erfüllte, Krankheit die einen nicht ausließ und dann die Ungewissheit, ob sich das jemals wieder ändern würde. Das alles machte mich sehr unrund und ich war oft am Verzweifeln.
In diesen Wartephasen des Lebens fühlt man sich oft wie in eine Art Vakuum gepackt. Sich dagegen zu wehren ist jedenfalls zwecklos. Gewisse Dinge haben wir eben nicht in der Hand. Ich ging oft wie sediert zur Arbeit. Ungern, fühlte mich so als würde ich weniger Luft einatmen können als der Rest der Menschen. Das Gefühl auf der Stelle zu treten und nicht zu wissen ob sich etwas verändern wird, zermürbte mich sehr.
Im Nachhinein fragte ich mich oft: weshalb machen wir uns so immens viele Sorgen wenn wir uns im Wartemodus befinden? Sehr oft hab ich anderen den Rat sehr glaubwürdig gegeben: „Du musst schon auch warten können“ … und selber krieg ich das aber schwer hin!?
Alles nimmt ein gutes Ende für den der warten kann
Warten kann was sehr Widerständiges sein – sich mit der Gegenwart einfach nicht abfinden wollen. Ich glaube es waren meine Eltern, die immer zu mir sagten:“ Alles wird gut werden wenn ich nur etwas mehr Geduld habe, und mehr Ausdauer hätte was das abwarten betrifft …“. Als Jugendlicher, fühlte sich für mich das Warten wie eine Strafe an!
Warten erfordert Selbstdisziplin
Heutzutage können die Meisten nicht mal 5 Minuten an der Kasse stehen ohne dabei NICHT auf das Handy-Display zu sehen. Und sollte der Empfang grad ein schlechter sein, werden sie total ungeduldig und nervös. Jeder hat kaum Zeit sich an der Kasse wie ein normaler Mensch anzustellen. Es ist keine Seltenheit mehr, von hinten Sätze ins Genick geschleudert zu bekommen wie „Wie wärs eine weitere Kasse zu öffnen, oder oh Gott, die schläft ja ein beim kassieren!“ Oft bekommt man auch direkt ein schlechtes Gewissen, wenn man mal länger an einem Schalter zu tun hat, weil dir die Menschen dahinter so an die Pelle rücken , dass es unangenehm wird! Hast du sicher schon alles selbst erlebt. 😀
Wie war das früher?
Ein Moment Pause war oft sehr angenehm. Wir konnten nachdenken, den Tag Revue passieren lassen, oder mit Leuten in Kontakt treten. Diese Hektik und die Eile, war nicht unbedingt so spürbar. Waren die Menschen anders? Und jetzt? Sorry, wenn ich schon wieder im Supermarkt lande, aber hier fällt es mir am besten auf, wenn jemand vor uns an der Kasse in Zeitlupe seinen Einkauf einräumt, wird sofort überlegt die Schlange zu wechseln, an der anderen Kasse könnte es ja doch zügiger gehen und wir würden 40 sec. gewinnen! ? Man glaubt es auch kaum, wie manche sich über so kurze Zeitverzögerungen richtig ärgern können!
Wie wäre es, wenn wir hingegen versuchen, diese Zeit des Ärgers und der Wut, mit etwas anderem auszufüllen.? Leicht geschrieben … in Wahrheit aber gar nicht so einfach.
Sieh kleine Pausen als Geschenk
Ohne Leerlauf keine Kreativität. Mann weiss von Kindern, dass sie nur eigene Ideen entwickeln können, wenn sie auch mal Langeweile haben. Warum darf das bei Erwachsenen nicht genau so sein? Wir brauchen die Phasen des Wartens und des nichts Tun um unseren Gedanken freien Lauf zu lassen.
Jeder von uns hat das schon mal erlebt … wir sehen aus dem Fenster – Gedanken driften weg – und auf einmal geht alles ganz einfach. Ein guter Einfall, eine Lösung auf etwas scheinbar nicht lösbares … Kreativität entsteht. Man muss ihr nur „Raum geben“. Das funktioniert auch in der Warteschlange an der Kasse. 😀
Die Philosophin Simone Weil sagte: Wartezeiten sind sehr wichtig, um sich in ungeteilten Aufmerksamkeiten zu üben. Den Geist leer und gleichzeitig offen zu halten.
Sie hat recht denn nur so erlauben wir unserem tiefen Inneren zur Ruhe zu kommen. Unsere Seele darf dort hin reisen wo sie sein möchte, ausserdem kann es sein, dass wir Antworten auf Fragen erhalten, die den Mittelpunkt unseres Lebens berühren.
Wir übersehen dabei auch sehr oft, dass die Zeit des Wartens auch die ist, die es braucht, um Gesätes einholen und ernten zu können.
- eine interessante Arbeit
- eine heranwachsende Liebe
- Geburt von Kindern
- eine Karriere aufzubauen
- ein Instrument zu lernen
- Gewicht zu verlieren uvm.
Natürlich ist das Warten auf etwas das man herbeisehnt nicht immer einfach und auch meistens lästig. Aber in der Zeit kann man auch darüber nachdenken wie sich „Was“ verändern wird … Aber in der Regel wissen wir ja auch, dass der scheinbare Stillstand irgendwann auch ein Ende hat. Auch wenn nicht immer alles genau so kommt, wie man es sich erwünscht hatte.
Wie gesagt, alles nimmt ein gutes Ende, für den, der warten kann 🙂 . Warten ist eben eine wichtige TUGEND. Es bedeutet etwas in die Wege zu leiten und dann mit GEDULD auf ein RESULTAT zu warten.
Und im besten Fall sich über das zu freuen was gelungen oder eingetroffen ist!
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