Ich bin mir ziemlich sicher, Du kennst dieses Gefühl genau, es allen rund um Dich, recht machen zu wollen. Nicht NEIN sagen zu können und die eigenen Wünsche immer hinten dran zu stellen.Und fragst Du Dich auch, warum es so viele andere Menschen gibt, die scheinbar kein Problem damit damit haben, einfach nur ihr Leben zu leben OHNE dabei auf andere zu schauen?
Als wäre es gestern gewesen, so gut kenne ich dieses Gefühl selbst! Ich lade Dich genau JETZT ein, schnapp Dir eine Tasse Tee, Kaffee oder auch gerne ein Glas Prosecco … lehn Dich zurück und folge meinen Zeilen aufmerksam. Denn es wird vielleicht ein „AHA“-Moment für Dich werden.
Mal sehen …
Also falls Du Dich in diesem Verhalten wiederkennst, das ich Dir gleich aufzählen werde, dann gehörst Du höchstwahrscheinlich auch zu den Frauen, die es beinahe als ihre Pflicht verstehen, es immer allen recht machen zu wollen. Ich selbst hatte diesen Drang ja mein halbes Leben! Ich dachte mir immer, wenn ich mich um andere bemühe, werde ich automatisch zu einer Frau, die Everybody’s Liebling verkörpert! Aber dazu ein wenig später.
Also vielleicht übernimmst Du ständig die Aufgaben Deiner Kollegen, statt Dich um Deine eigenen Projekte zu kümmern?
Du machst ständig Überstunden, statt mal pünktlich nach Hause zu gehen, weil Du meinst, dass dein Boss das erwartet?
Du lädst ständig ein, damit andere keine Arbeit haben?
Du richtest Dich meist nach Deinen Freundinnen, was – wie – wo – wann geschieht?
Du lässt Deinen Partner bestimmen, wie ihr den gemeinsamen Abend verbringt, obwohl Du selbst etwas ganz anderes machen wolltest?
Vielleicht bist Du auch schon Oma und Deine Kinder teilen Dich regelmäßig für die Wochenenden ein, um selbst etwas erleben zu können und Du kannst nicht NEIN sagen denn sonst wärst Du eine „schlechte“ Oma?
Du hast jetzt oft in dich hineingenickt? Alles klar. Ich verstehe Dich richtig gut, denn ich habe alles gemacht, nur nicht nein gesagt.
Warum wir es allen recht machen wollen
Eines lass Dir mal gleich gesagt sein: Der Grund es allen recht machen zu wollen ist nicht der, weil es sich so verdammt gut anfühlt, nein! Vielmehr sind die folgenden Gründe schuld daran, dass Du einfach nicht damit aufhören kannst, es allen bequem, schön und recht machen zu wollen.
Das Bedürfnis nach Anerkennung.
Das haben wir nämlich alle! Dieses evolutionäre Überbleibsel sorgt dafür, dass wir noch heute panische Angst vor Ausgrenzung haben. Wir möchten in der Gesellschaft akzeptiert und anerkannt werden. Deswegen orientieren wir uns in unserem Verhalten an den Erwartungen, die andere an uns stellen. Wir tragen die Mode, die gerade angesagt ist. Wir arbeiten in gern gesehenen Jobs. Wir machen Yoga. Wir gehen laufen und machen Diät. Verhalten uns so, wie sich die meisten auch verhalten würden. Nur um gesehen, akzeptiert und gemocht zu werden!
Wenn ich auf mein Leben zurückblicke, kann ich behaupten ein sehr bemühter Mensch gewesen zu sein. Gerade als Kind ist man auf die Zuneigung der Eltern angewiesen, deshalb tat ich jede Menge, um von ihnen gemocht und bloß nicht kritisiert zu werden. Leider mit eher schlechtem Erfolg. In meiner Kindheit hörte ich immer dass ich mich nicht im Vordergrund stellen soll, dass ich anderen helfen muss … freundlich und hilfsbereit sein soll, brav und anständig bleiben muss, gute Noten nach Hause zu bringen habe und und und. Denn wenn all das nicht eintritt, bin ich kein „braves Kind“ – kein liebenswerter Mensch. Es gehört sich auch nicht, seine eigenen Interessen in den Vordergrund zu stellen, das sei egoistisch. Die eigenen Wünsche und Bedürfnisse stehen hinter dem Komma. Und nur wer etwas leistet, wird auch gesehen und anerkannt und hat sich somit Liebe, Zuneigung und Wertschätzung verdient. 🙁
Genau so bilden sich im Laufe des Erwachsenwerdens, Glaubenssätze, die uns gar nicht wirklich bewusst sind. Nichts prägt uns so stark wie unsere Eltern. Aber auch die Gesellschaft hat großen Einfluss auf unser Leben und unser Verhalten. Und nach all diesen Erfahrungen und eingeprägten Glaubenssätzen, richten wir uns bis heute.
Wir glauben tatsächlich, dass andere uns nur dann gern haben, wenn wir ihnen ihre Wünsche von den Augen ablesen und hinterher rennen wie dressierte Tiere.
Wir glauben, dass unser Partner es nur dann mit uns aushält, wenn wir immer Ja und Amen zu allem sagen.
Wir glauben nur dann ein gute Mutter zu sein, wenn wir uns für unsere Kinder und Enkelkinder aufopfern.
Dieser Glaube entsteht aus einer, ich nenne es mal „Baustelle“ in unserer Persönlichkeit. Gegraben durch falsche anerzogene Glaubenssätze und ein niedriges Selbstwertgefühl.
Ich glaube, ICH bin schon OHNE Selbstwertlade, die man im Laufe seiner Entwicklung auffüllt, zur Welt gekommen. Ich hatte null davon! Und es blieb auch für sehr lange Zeit so. Ich hatte schon als Kind das Gefühl alles falsch zu machen. Ich war tollpatschig, hatte keine Lust auf Schule, iwar ein ausgesprochenes dürres und viel zu großes Mädchen (das nicht mal wie ein Mädchen aussah). Das ständig gehänselt wurde und eigentlich nur für Volleyball gut zu gebrauchen war. Und dieser Glaube nicht richtig, liebenswürdig und gut genug zu sein, veranlasste mich, zu Gunsten anderer, mich selbst immer mehr zu vernachlässigen. Es gab nur ein Bild von mir das ich hatte: Ein Negatives.
Zu wenig Selbstwert ist absolut nicht nur Thema im Teenager Alter. Viele Frauen leiden darunter. Ursachen gibt es unzählige auch außerhalb der Erziehung.
Wir leben in einer Gesellschaft und da sind wir darauf angewiesen mit anderen gut zurechtzukommen. Kleine Gefälligkeiten erhalten ja die Freundschaft. >grins<. Auch sind in jeder Partnerschaft Kompromisse notwendig und auch im Arbeitsumfeld fahren wir besser, wenn wir manchmal nachzugeben, als stur mit dem Kopf die Wand niederzureißen. Alles gut und sollte auch kein Problem sein. Zum Problem wird es, wenn man es IMMER tut! Denn wenn man immer nur tut was andere von einem erwarten, wird das nachhaltig sehr ungesund und die Rechnung geht auf eigene Kosten!
Der Preis ist ziemlich hoch für dieses Verhalten
Du schadest Dir selbst, Deiner Gesundheit und Deinen Beziehungen. Wenn wir uns immer erst um die Bedürfnisse aller anderen kümmern, kommen unsere eigenen viel zu kurz. All das was uns Energie und Freude schenken würde, kommt zu kurz. Stattdessen sitzt Du noch im Büro, stehst im Verkauf und verrichtest Dinge, die nächsten Tag auch gemacht werden können. Du fährst die Kinder zum Sport, hilfst Deiner Nachbarin beim Renovieren und backst Kuchen für die Arbeitskollegen Deines Mannes. All das baust Du zusätzlich in Deinen Alltag ein. Und jetzt bist Du erschöpft … hab ich recht?
Klar, war ich auch. Jede Mutter, die in frühen Jahren allein erziehend ist kennt diese Probleme. ALLE! Arbeit und Kinder. Später ein neuer Partner. Alles sollte ja wenigstens beim zweiten Anlauf klappen. Frau ist (sehr) bemüht. Aus vergangenen Fehlern lernt man ja, so sagt man. Und so gibt Frau alles. Ich machte vieles anders aber ich machte auch viel mehr. Ich war nachsichtiger und auf der anderen Seite strenger. Meine Erwartungen waren hoch und ich übernahm mich dabei selbst. Wieder wollte ich nur gefallen und meiner Rolle als Hausfrau, Mutter, Angestellten und Partnerin gerecht werden. Es klappte nicht sehr gut.
Wenn wir ständig bemüht sind anderen zu gefallen, weil wir denken, nur dann akzeptiert zu werden und Anerkennung zu bekommen, verpulvern wir dabei sehr viel wertvolle Energie. Die Fassade muss stets aufrechterhalten werden, nicht wahr? Wir geben vor, Dinge gerne zu tun … Sachen zu mögen, auf die wir in Wahrheit keine Lust haben. All das macht enormen Stress. Verstärkt wird das Ganze noch, durch die permanente Angst vor Ablehnung und davor, etwas zu sagen oder zu tun, was vielleicht Konflikte auslösen könnte.
Die Unzufriedenheit wächst. Ganz ehrlich, stelle Dir diese Frage gleich mal: „Wie zufrieden kann man sein, wenn man hauptsächlich damit beschäftigt ist, Dinge zu tun, auf die man eigentlich keine Lust hat?“ Gerade wenn Du wie selbstverständlich andere immer an erste Stelle stellst. Ein DANKE bekommt Seltenheitswert. Die Kinder sehen es nicht, wie sehr Du Dich für sie zurücknimmst. Und die Kollegen? Die erwarten mehr oder weniger, dass Du für sie einspringst, weil Du es ja immer tust.
Während wir also ständig viel zu viel annehmen, erhalten wir für die ganzen „selbstverständlich gewordenen“ Bemühungen nicht mal Dankbarkeit und DAS macht auf Zeit gesehen sehr unzufrieden!
Und dann ist ja noch ein ganz wichtiger Aspekt. Ganz egal, wie sehr wir uns auch bemühen, wir werden es NIE allen recht machen können. Denn all die Menschen in unserem Umfeld haben die unterschiedlichsten Erwartungen an uns. Angenommen:
- Du fährst die Kinder oder Enkel zum Sport. Sie sind happy aber Deine Freundin ist sauer, weil Du sie wieder versetzt hast.
- Du nimmst die Beförderung an, verdienst mehr Geld und die Familie kann sich mehr leisten und ist glücklich. Dein Partner sieht aber mit der Zeit, dass Du viel weniger zu Hause bist. Arbeit bleibt liegen und für Gemeinsamkeiten fehlt die Zeit und oft auch die Lust, weil müde.
Verstehst Du was ich sagen will? Da tun wir alles, um andere in gewisser Weise glücklich zu machen und zufriedenzustellen, aber sie lassen dennoch ihren Unmut an uns aus.
Ich war damals eine sehr junge Mutter mit zwei kleinen Kindern. Ich musste meine Kinder in Hort und Tagesstätten unterbringen. Ich machte das was notwendig war. Arbeiten gehen um unser Leben als alleinerziehende Mutter finanzieren zu können. Bei meiner Scheidung wurde das so beschlossen. Der Vater der Kinder war zufrieden. Meine Eltern fanden das damals alles andere als gut, denn eine Mutter gehört zu ihren Kindern, erst recht wenn sie so klein sind. Alles klar. Eigentlich auch mein Gedanke aber von der Hand im Mund und meiner Anwesenheit, werden auch Kinder nicht satt und meine Eltern hatten für Kindergartenaufsicht keine Zeit oder besser gesagt, keine Lust. Wie gesagt, es wird niemals für alle passend sein!
Und dann wäre noch das Problem mit dem negativen Selbstbild
Ich meine, wie ist es für Dich zu wissen, dass Deine Bedürfnisse an letzter Stelle kommen? Wie fühlt es sich an, immer JA zu sagen obwohl dir ein NEIN auf der Zungenspitze klebt und Du es am liebsten herausschreien würdest? Was macht es mit Dir ständig für alle da zu sein, aber dabei völlig übersehen zu werden? Und welche Konsequenzen hat es, dass deine Ziele und Wünsche keine Beachtung finden?
Ganz genau … es fühlt sich richtig miserabel an. Jedes Mal wenn es Dir nicht gelingt NEIN zu sagen und jedes Mal, wenn Du Dich für andere verbiegst, verlierst Du ein ein Stückchen mehr von Deiner Selbstachtung. Denn so zeigst Du Dir immer wieder aufs Neue, dass andere wichtiger sind als Du selbst. Nicht nur Du verlierst den Respekt von Dir selbst, auch dein Umfeld wird sich schon bald daran gewöhnen, dass sie schlecht mit Dir umspringen können, weil Du es zulässt! Eine hässliche Sache.
Und genau da liegt das Problem. Wir alle respektieren Menschen, die sich selbst respektieren und gut für sich sorgen. Menschen, die ihren Wert kennen und ihn vor anderen verteidigen. Wenn aber nun jemand daherkommt, der allen nach dem Mund redet und ständig zu allem JA sagt, spüren wir sehr schnell, dass dahinter ein geringes Selbstwertgefühl steckt. Die Unsicherheit dieses Menschen ist greifbar. Die Angst vor Ablehnung sichtbar.
Auch wenn viele Menschen es nicht immer absichtlich machen, aber so ein Verhalten ist eine wunderbare Vorlage, um dich auszunutzen.
Ein Beispiel:
„Hey, heute Lust noch etwas trinken zu gehen nach Arbeitsschluss? Nö, geht leider nicht ich muss noch etwas fertigstellen. Aber Moment, ich frage einfach Tanja, die macht das schon für mich …“
Du siehst, Dich für andere aufzuopfern führt zu Unzufriedenheit, Probleme und Leid. Es ist wirklich keine gesunde und erfüllende Lebensstrategie! Übrigens, es macht Dich auch nicht zu einem besseren Menschen. Sich für andere aufzuopfern und dabei selbst jedes Mal zu kurz zu kommen ist kein Zeichen von Nächstenliebe, sondern von fehlender Selbstliebe und Fürsorge.
Falls es Dir so gehen sollte, darfst Du zunächst einmal erkennen, dass DU wichtig bist! Genauso wichtig, wie Deine Mitmenschen. Daher hast Du den selben Respekt, die gleiche Liebe und ebenso viel Fürsorge verdient. Und genau darum, schenke Dir die Aufmerksamkeit und die Fürsorge, die Du brauchst. Stelle Dich ganz vorne in die Reihe, bevor Du Dich um andere kümmerst.
Du denkst Dir jetzt vielleicht – ok, sie ist ganz schön egoistisch mit ihrer Einstellung. Genauso dachte ich auch, bevor ich mein Leben in eine andere Richtung lenkte. „Was werden jetzt die anderen denken wenn ich plötzlich „JA, ich verstehe dich, aber ich werde es nicht tun“ sage. Wenn ich bei keinen Veranstaltungen mehr zu sehen bin und ich die Menge unterhalte, weil ich einfach lieber mit Menschen zusammen bin, die nichts von mir verlangen und erwarten. Dieser Teil einer meiner großen Veränderungen hat mir ein großes Stück Freiheit zurückgebracht. Alles fühlt sich irgendwie „gesünder“ an. Meine Selbstliebe und meine Werte im Leben haben ihren Platz gefunden und eingenommen und das fühlt sich wunderbar leicht an! >lächel&dankbar<
Welch langer Beitrag das heute geworden ist! Die Zeit zu schreiben verging aber wie im Flug. Ein so unglaublich wichtiges Thema, über das nicht gerne „laut“ gesprochen wird. Schließlich könnte man sich ja selbst in eine unbeliebte Nische stellen! Wo wir dann schon wieder zum Anfang des Themas zurückkehren könnten. >zwinker<.
Ich hoffe mein Thema hat Dich heute erreicht. Wie Du ja weißt, das TEILEN meiner Artikel ist immer gerne gesehen, sowie Dein Kommentar dazu. 😀
Jetzt bleibt mir nur noch Dir eine schöne Zeit zu wünschen, bleib gesund und sei Dir die BESTE Freundin, die es gibt!
0 Kommentare