Der Wandel des Lebens holt uns alle ein, sofern wir mit offenen Augen und Gespür durchs Leben gehen. Wir leben in einer ICH – Gesellschaft, in der Tugenden wie Ehrlichkeit, Freundlichkeit und Bescheidenheit scheinbar nichts mehr zählen. Denn die Menschen laufen nur noch ihrem eigenen „Erfolg“ nach. Falls Du Dir vielleicht selbst eingestehen musst, dass Du zwar viel im Leben erreicht hast, aber trotzdem unzufrieden bist oder Du jemand bist, der von der oberflächlichen „Feel-Good-Gesellschaft“ die Nase voll hat – dann bleib hier bei mir. 🙂
Wenn ich mich auf FB einlogge, um vielleicht interessante News zu checken, WAS sehe ich da, meinst Du? Höchstwahrscheinlich jede Menge „Schau, wie viel Spaß wir im Urlaub hatten“ Fotos. Gefolgt von Schmollmund-Selfies, Bilder von 5-Gänge-Menüs, die gleich verschlungen werden, und ähnliches mehr. Interessant ist etwas anderes. Social Media spiegelt genau das wieder, was mit unserer Gesellschaft nicht stimmt. Wir leben in der Zeit des großen ICH’s. Das Leben dreht sich nur um „Selbstvermarktung“, und das Darstellen, persönlicher Bedürfniserfüllung.
Das war längst NICHT immer so …
Die Menschen in der Vergangenheit erreichten gesellschaftliche Anerkennung, wenn sie WERTE wie Treue, Ehrlichkeit und Bescheidenheit verfolgten. Wer früher ständig im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen wollte, galt bestenfalls als lächerlich, peinlich und erntete nichts Gutes. Wie kam’s zu dieser Veränderung der Charaktereigenschaften? Wo ist die wertschätzende Gesellschaft hingekommen?
Eine Zeiterscheinung, welche unsere Persönlichkeit schon beeinflusst. Wir alle sind komplexe Wesen und tragen ganz unterschiedliche, durchaus widersprüchliche Eigenschaften in uns. Kaum jemand von uns ist ausschließlich freundlich und großzügig oder gemein und egoistisch! Das Klima, in dem wir leben, beeinflusst uns. Das ist definitiv so. In jedem von uns wohnen zwei Persönlichkeitsanteile, die um die Vorherrschaft kämpfen. Der eine Teil strebt nach Anerkennung und Erfolg. Karriere ist ihm wichtig. Der andere zweite Teil dagegen ist der nach innen gekehrte Teil unserer Persönlichkeit. Dieser Teil hat ein ausgeprägtes Verständnis davon, was FALSCH & RICHTIG ist. ER möchte die persönlichen Vorzüge von uns Menschen würdigen. Wie z.B. Ehrlichkeit, Treue, Freundlichkeit und Tapferkeit.
Im Laufe der letzten Jahre (Jahrzehnte?) hat sich hier bei uns ein Wandel vollzogen. Weg vom zweiten bescheidenen Persönlichkeitsanteil und hin zum auf sich selbst fokussierten Teil eins. Diese Veränderung zeigt sich in allen Bereichen der Gesellschaft. Es reicht von Politik bis Ratgeberliteratur bis hin zur Unterhaltungsindustrie! Sie ALLE wiederholen andauernd dieselbe BOTSCHAFT: DU BIST ETWAS BESONDERES UND NUR DU ZÄHLST!
Wir haben Zurückhaltung durch Selbstsucht ersetzt …
Bescheidenheit und Zurückhaltung wurde ersetzt durch Selbstsucht. Unsere moderne Gesellschaft hat wichtige sinnstiftende Grundwerte aus den Augen verloren. Aber welche Auswirkungen hat diese Veränderung im Allgemeinen und jeden Einzelnen von uns? Teil EINS in uns verlangt, dass wir uns in erster Linie auf uns SELBST konzentrieren. Doch während wir unseren Wünschen hinterherjagen, bleiben die zwischenmenschlichen Werte wahrlich auf der Strecke. Denn, solange wir meinen, der Sinn des Lebens besteht einzig in der Verwirklichung unserer egoistischen Ziele, lässt sich jede Entscheidung auf eine einfache „Kosten-Nutzen-Rechnung“ reduzieren!
Werte wie Verantwortung oder Loyalität haben da keinen Platz mehr. Schließlich geht’s ja darum, dass wir möglichst zackig den Erfolgskurs erreichen. Große Teile unseres Lebens werden hier schon von TEIL EINS unserer Persönlichkeit beherrscht. Dieser Persönlichkeitsanteil EINS ist ICH-BEZOGEN und hat leider einen schmerzhaften Mangel an moralischen Werten! WAS können wir dagegen tun? Der erste Schritt zu einem ausgewogenen Charakter ist, die Einsicht, dass kein Mensch perfekt ist!
Oder anders gesagt, wir sollten uns unseren Fehlern und Schwächen stellen und sie annehmen. Denn wenn wir uns klarmachen, an welchen persönlichen Schwächen und Fehlern wir „leiden“, werden wir automatisch demütiger, aber auch dankbar. Kannst Du Dir jetzt nicht vorstellen? 🙂 Du fragst Dich bestimmt, warum Leid dankbar machen sollte? Ganz einfach. Indem wir unserer Schwäche bewusst werden, erkennen wir, dass Liebe, Freundlichkeit, Zuneigung von anderen Menschen GESCHENKE sind, die wir uns durch nichts verdient haben.
Der offene Umgang mit unseren Fehlern, kann uns dabei helfen, unsere SELBSTSUCHT zu überwinden und die WICHTIGKEIT von moralischen WERTEN und tiefer Verbundenheit mit anderen Menschen wiederzufinden. <3
Unsere heutige Kultur ist geprägt von einem unglaublich großen Mitteilungsbedürfnis. Social Media und Co, oder all die peinlichen Talkshows, die schon am Vormittag zu finden sind, sind dafür die besten Beispiele. Ich denke mir so oft, dass wir Facebook und Co nicht nur für narzisstische Selbstweihräucherung nutzen könnten, sondern diese Kanäle auch von unseren Schwächen und Schwierigkeiten berichten. Sich von der echten Seite zeigen und sich gegenseitig helfen? So bekäme der ZWEITE TEIL in uns die Chance, das „verlorene“ Territorium in unserer Gesellschaft zurückzugewinnen. 😀
Haltungen bewahren zu können, braucht auch Hilfeleistung …
Niemand außer wir selbst können die Entscheidung treffen, ernsthaft an unserer Persönlichkeit arbeiten zu wollen. Wenn wir uns aber dafür entschieden haben, brauchen wir jede Unterstützung von Außen, die wir kriegen können. Jeder hat dabei sein eigenes Vorgehen. Sich an Vorbildern zu orientieren, kann z.B. sehr hilfreich sein. Oft sind es auch Beziehungen zu Menschen, die an unser „Talent“ glauben, und die uns jede Unterstützung geben.
Ganz oft hindert uns unser Stolz daran Unterstützung anzunehmen. Der Grund ist, dass wir meinen, es sei eine Schwäche, nicht alles alleine schaffen zu können. Dabei ist genau das Gegenteil der Fall. Denn der STOLZ macht uns kaltherzig und grausam. Stolz ist der Ausdruck der Wahnvorstellung, dass wir die alleinigen Schöpfer unseres Schicksals seien und deshalb meinen, den anderen beweisen zu müssen, dass wir besser sind als sie. Eine falsche Einstellung, die obendrein auch niemandem nützt.
Nehmen wir die Persönlichkeitsentwicklung ernst, sollten wir den STOLZ schnellstens beseitigen! Tiefe Zufriedenheit entsteht nur da, wo wir uns unseren Schwächen stellen und so zu gütigen und bescheidenen Menschen werden.
Ich wünsche Dir wie immer nur das BESTE, bis bald 🙂
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