Geschichtenliebe #67

Inspiration, Persönliches

In unserer Geschichte geht es heute um das Erkennen von Verhaltensmustern und deren Auflösung. Also – ein Klassiker. Nur, weil Dinge in unserem Leben immer schon so gemacht wurden und wir vielleicht so aufgewachsen sind, heißt das nicht, dass es um jeden Preis auch so übernommen werden muss. Und genau darum geht es gleich. 🙂 Viel Freude beim Lesen!

Die Marmeladen-Sache

Sabine war 5 Jahre alt. Sie saß mit ihren Eltern am Tisch, es gab Abendbrot. „Mama, darf ich heute ein Marmeladenbrot essen?“, fragte Sabine mit erwartungsvollen Augen. „Nein, abends gibt es nichts Süßes, das weißt du doch!“
Ja, Süßes war vor dem Schlafengehen tabu. Keiner wusste wieso, es war halt schon immer so. Da war Sabines Mutter auch ganz streng. Und so aß Sabine, wie jeden Abend, Wurst und Käse auf ihrem Brot.

35 Jahre später …

Sabine war 42 Jahre alt. Sie saß mit ihren Kindern am Tisch, es gab Abendbrot. „Mama, darf ich heute ein Marmeladenbrot essen?“, fragte Nina, die jüngste Tochter, mit erwartungsvollen Augen. „Nein, mein Kind, abends gibt es nichts Süßes, das weißt du doch!“
Ja, Süßes war vor dem Schlafengehen tabu. Keiner wusste wieso, es war halt schon immer so. Da war Sabine auch ganz streng.
Aber Nina gab sich nicht zufrieden. „Wer sagt eigentlich, dass es abends nichts Süßes geben darf? Bei meiner Freundin Beate ist das anders. Da dürfen wir Kakao trinken und sogar Nutella aufs Brot schmieren!“
Sabine war irritiert. Um ihre Tochter fürs Erste zufriedenzustellen, sagte sie schnippisch: „ICH sage das und darüber wird auch nun nicht diskutiert!“

Aber die Frage arbeitete in Sabine. Ja, wer sagt denn eigentlich, dass abends nichts Süßes gegessen werden darf? Sie ging mit dieser Frage zu Bett und wachte morgens wieder damit auf. Ihre Gedanken kreisten nur noch darum. Ihr fiel noch viel mehr ein, was sie tat, weil es immer so getan wurde, ohne es zu hinterfragen. Ihr Leben war völlig durchgeplant. Es gab keine großartigen Veränderungen. Ihre Termine standen Woche für Woche fest am Plan.

Ihre jüngste Tochter hatte zwar nur diese eine Frage gestellt, aber die gab Sabine heftig zu denken. Sabine wurde plötzlich bewusst, dass ihr Leben absolut durchorganisiert war. Teils selbst gewollt, aber teilweise auch starr und unflexibel, von anderen Stimmen derart geprägt, dass es sie innerlich förmlich zerriss. Das meiste davon lief völlig unbewusst ab! Jetzt bekam sie gerade eine Ahnung davon, warum sie eine chronische Unzufriedenheit spürte, die sie jedoch nie in Worten fassen konnte. Sie fühlte sich so oft leer und ausgelaugt, ohne für sie ersichtliche Gründe.

Sie folgte Stimmen, die gar nicht die ihren waren. Und das Abendessen war nur ein kleines Beispiel von vielen. Wie gerne hätte sie selbst auch mal abends etwas Süßes auf dem Teller gehabt, aber irgendwas war da, was es ihr verbot. Und genau dieses IRGENDWAS, das wollte sie nun herausfinden. Sie erinnerte sich an ihre Kindheit. An ihre Mutter, die vor dem Schlafengehen, nichts Süßes erlaubte. Und genau das war es, was Sabine ständig hörte … innerlich … unbewusst. Und selbst ihre Mutter hatte es wahrscheinlich von ihrer Mutter so übernommen.

So wie viele Verhaltensmuster wurde auch dieses ungefragt integriert und weiter gereicht. Aber jetzt war es im Bewusstsein. Sabine war klar, dass auch ihre Tochter dieses Verhaltensmuster weiterlebt, wenn sie es jetzt nicht unterbricht. Und so traf sie für sich eine Entscheidung.

Eine Woche später … alle saßen beim Abendtisch. Sabine hatte das noch geschlossene Marmeladenglas provokant mitten auf den Tisch gestellt. Es bemerkte niemand, bis Sabine es in die Hand nahm, es öffnete und sich fett Marmelade aufs Brot schmierte. Alle schauten sie entgeistert an.

„MAMA!!!“, sagte Nina ganz entsetzt.
Sabine schaute nur grinsend in die Runde.
„Was glaubt ihr, wieso ich das jetzt mache?“, fragte sie.
„Weil du Lust auf ein Marmeladenbrot hast?“, grinste Nina mit.
„Ja genau“, antwortete die Mutter und dachte: Kinder sind ein Geschenk des Himmels und der beste Spiegel überhaupt. DANKE!

Kerstin Werner gefunden auf nur-positive-nachrichten.de

Ich hoffe Du hattest Spaß und Inspiration zugleich. 🙂
Bis zum nächsten Mal, wenn es dann heißt: Geschichtenliebe #68

Xo Sandra

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