Tatsächlich kommt es vor, dass wir nach einer Trennung, durch plötzlich aufkommende Schuldgefühle, zurückgehen. Wir versuchen kaputtes und nicht reparierbares zu flicken … um den Schuldgefühlen entwischen zu können. Wir wissen das wir keinen Erfolg dabei haben werden, wir vertagen einfach unser Leben, das glücklicher sein könnte, auf später! Es fehlt oft an mentaler Stärke und so überlassen wir das glückliche Leben denen, die den Mumm dazu haben bei ihrer Entscheidung zu bleiben … einen Schlussstrich zu machen.
Schlechtes Gewissen ist ein häufiges Gefühl
Eines der häufigsten und absolut unpassendsten Gefühle ist das schlechte Gewissen nach einer Trennung. Es schmeckt nach verbranntem Kuchen, fühlt sich an wie Magenschmerzen und bedeutet für viele auch so etwas ähnliches wie Misserfolg. Man hatte so fest an sich und den Partner geglaubt … Treue-Schwüre geleistet und sich geschworen in alle Ewigkeit zusammen zu bleiben … bis das Licht ausgeht.
Das war zu Beginn der Reise, als noch vieles unerkannt blieb. Wo wir noch nicht wussten, dass es nicht lange ein „Wir“ geben wird. Es wurde soviel Zeit investiert, damit die Beziehung gedeihen und wachsen kann. Liebe, Nähe und Zärtlichkeit aufgebaut … eine, im Glauben, gesunde Basis gebaut und auf einmal finden wir uns in einer Leere und in eine Einsamkeit wieder. Das zerbrochene Fundament samt Partner bleibt zurück. Wir gehen und mit uns kommt das schlechte Gewissen und das Gefühl von Misserfolg.
Eine Trennung bedeutet oft eine Mauer einzureißen
Eine Entscheidung zu treffen, den letzten Schritt zu tun, und zu gehen … loslassen ist wie eine dicke Mauer niederzureißen, hinter der Dein Leben auf Dich wartet! Es waren zu Beginn viele gemeinsame Träume, viele gegenseitige Erwartungen, so viel Hoffnung … aber leider auch zu viele Versprechen, die nicht gehalten wurden oder werden konnten. Die Zweifel den letzten endgültigen Schritt zu tun und zu gehen verunsichern bis zum Schluß.
Ich habe mich nach meiner Scheidung, für die ich mich damals entschieden habe, sehr lange schuldig gefühlt! Ich dachte ich wäre verantwortlich für den Schmerz meines Partners, obwohl ich mir gar nicht vorstellen konnte, dass er über die Trennung sehr traurig war. Eigentlich hatte ich ihm die Entscheidung abgenommen mit der er aber nicht gerechnet hatte. Aber wir hatten schließlich zwei kleine Kinder, und das war der Punkt in dem sich mein Gewissen meldete! Ich machte mir sogar Sorgen über seine Zukunft obwohl ich diejenige war die nichts hatte und auch nichts einforderte bis auf das Notwendigste und das war wirklich wenig.
Fragen tauchen auf
- War ich trotz ungesundem und unschönen Beisammensein die letzten Jahre zu voreilig?
- Vielleicht bin doch ich an allem Schuld?
- Er braucht und liebt mich eben auf seine Weise?
- Leiden die Kinder darunter?
Vielleicht haben Dich solche Schuldgefühle nach einer Trennung veranlasst, erneut die Sache zu durchdenken, oder sogar zurückzugehen … in eine Beziehung die Dir nur Schmerz, Traurigkeit und Einsamkeit bereitet hat. Ein Teufelskreis der Selbstzerstörung und ich kenne einige die mir da recht geben würden!
Dazu kommen die Gespräche und Meinungen von guten Freunden oder Eltern, die Dir eventuell den Rat geben noch zu warten, nochmal alles zu überdenken, denn schließlich kann man nicht das ganze Leben lang glücklich sein, man muss Kompromisse eingehen. Und ein Satz aus meiner Familie war „Er wird den Boden unter seinen Füßen verlieren wenn du mit den Kindern gehst …“ Gerede auf das keine Frau hören sollte. Denn schließlich gab es Gründe von sicherlich beiden Seiten, die ein Zusammenleben nicht mehr möglich machten! Leider vergißt man das in der großen Welle des Schuldgefühls …
Eine ungerechtfertigte Angst, die wir schnell abschütteln sollten
Es ist eine Sache das mit einer Trennung Leid und Schmerz aufkommt. Aber wir müssen uns nicht verantwortlich für das „Leiden“ des Ex-Partners fühlen. Wenn eine geliebte Person uns langsam und unverkennbar vermittelt, dass wir nicht mehr den Stellenwert in seinem Leben haben können wie zu Beginn der Beziehung, oder sich herausstellt das der Partner narzisstisch veranlagt ist, Gewalt in der Familie den Takt angibt … oder man sich einfach „entliebt“ hat. Gründe gibt es viele sich zu trennen. Dann ist es oft notwendig den ersten Schritt zu wagen und eine Mauer einzureißen … gerade als Frau den ersten Schritt zu wagen und umzusetzen!
Das Leben kann voller Freude gelebt werden, auch ohne Partner und ohne ein schlechtes Gewissen. Weder des Ex-Partners wegen noch wegen der Kinder, wenn welche da sind. Unser Leben ist ausgefüllt von Freude und Schmerz … Sicherheit und Unsicherheit … es gibt auch nicht nur Schwarz und Weiß … es gibt sehr viel das dazwischen liegt.
Das Leben hat Konsequenzen
Wir dürfen es keinem erlauben uns für seine weitere Existenz verantwortlich zu machen! Also dürfen wir auch nicht auf das Gerede der Anderen hören, denn SIE kennen Dein bisher gelebtes Leben nicht. Tun wir das dennoch, können wir nicht authentisch sein, wir können unsere Ziele und den für uns wichtigen Sinn des Lebens nicht verfolgen und lassen letztendlich das Leben das wir leben möchten und verdient haben, an uns vorbeiziehen!
Der Schmerz und das Leiden ist ein Teil unseres Lebens. Gib deswegen Schuldgefühlen nicht die Chance über dein wirkliches wollen und handeln zu siegen, und doch in der Beziehung zu bleiben oder zurückzugehen! Dein Ex-Partner und vor allem Du hast es verdient, neue schöne Erfahrungen zu sammeln und Dein Leben so zu leben wie Du es verdienst!
Nachwort:
Es ist eigenartig, aber wenn die erste Phase einer Trennung vorüber ist, sind wir in der Lage, das Positive (auch wenn es viel negatives gab) zu sehen. Es ist uns möglich anders darüber zu denken und ihr eine Bedeutung zu geben, das uns vor der Trennung nicht möglich war. Das ist das, was wir tun können und was in unseren Händen liegt … genauso wie nach vorne zu schauen, wenn die Beziehung zu Ende geht.
„Es braucht keinen Grund zu gehen, wenn man keinen Grund hat, um zu bleiben“
Ich hoffe Du hast jede Menge Gründe um zu bleiben und wenn nicht … es wartet so viel Neues, Wunderbares und Aufregendes auf DICH! <3
Hallo liebe Sandra,
dein Text hilft mir gerade so sehr. Erst heute sah ich ihn wieder, wusste schon, dass es nur wieder weh tut. Und so war es auch. Ich nenne es schon „Mein Drama in 50 Akten“. Ich bin aber froh, dass ich meine Schuldgefühle endlich als Antreiber für mein ständiges Nachgeben erkennen konnte. Das ist schon lange keine Liebe mehr, aber trotzdem schaffte ich den Absprung einfach nicht. Schuld ist bei mir eh ein großes Thema, es taucht überall auf. Deshalb stärkt mich dein Artikel gerade sehr. Danke!